Wo früher 80 Bauern und 15 Handwerker beschäftigt waren, stehen dem heute nur noch fünf Bauern aber 87 Beschäftigte in Hotels, Gaststätten oder Banken gegenüber. Diese Entwicklung zeigt klar die Ablösung der Landwirtschaft durch die Dienstleistungsgesellschaft. Landwirtschaft und Tourismus machen in den Alpen seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine völlig gegensätzliche Entwicklung durch. Bauernhöfe wurden aufgegeben oder zu Hotels umgebaut, viele dörfliche Kleinbauern verdienten ihren Lebensunterhalt fortan als Pensionswirte. Der Tourismus wurde zum wichtigsten Arbeitgeber der Alpen.
Doch das durch die Touristen in die Alpen gebrachte Geld fließt nicht nur in die Taschen der einheimischen Bevölkerung. Ausländische Gesellschaften mischen kräftig mit und teilen vor allem den alpinen Skimarkt unter sich auf. Gerade im Konkurrenzkampf um die Skiurlauber verdrängen die Großunternehmen die kleinen Familienbetriebe immer stärker vom Markt. Der wirtschaftliche Druck ist groß. Um Überleben zu können, muss in der ökonomisch wichtigsten Jahreszeit, der Skihochsaison, ein Großteil des Jahresumsatzes gemacht werden. Schneelose Winter wirken da katastrophal. Auch winterliche Billigflüge in Sonnenländer laufen den Alpen zunehmend den Rang ab.
Zusätzlich gefährden Naturgefahren wie Lawinen oder Massenbewegungen den Umsatz und haben nicht selten einen massiven Besucherschwund zur Folge. Gerade der Lawinenwinter von 1999, bei dem 98 Menschen den Tod fanden, hat in Erinnerung gerufen, dass die Alpen ein gefährlicher Lebensraum sind, der mit technischen Maßnahmen nie völlig gesichert werden kann. Gebirge sind Gefahrenräume, werden von Urlaubern als solche jedoch selten akzeptiert und Abweichungen vom geplanten Urlaub dabei als unzumutbar empfunden. Der volkswirtschaftlicher Nutzen des Tourismus kommt so immer weniger dem Alpenraum zugute, wohl aber die ökologischen und soziokulturellen Belastungen.
Die ökologischen Folgen durch das Skifahren sind hinreichend bekannt. Für den Bau der Skianlagen und -pisten werden Schneisen in den Bergwald geschlagen. Die Skifahrer verdichtet den Boden und zerstören seine Vegetationsdecke. Niederschläge können in der schneefreien Jahreszeit ungehindert auf den Boden auftreffen, der Hang erodiert und destabilisiert zunehmend. Besonders schädlich wirkt Kunstschnee. Seine Herstellung frisst nicht nur Wasser und Strom. Da er dichter als natürlicher Schnee ist, erstickt er die darunter liegende Vegetation, der Boden gefriert zudem tiefer und länger. Taut er im Frühjahr schließlich auf, grabenseine Wasserfluten tiefe Furchen in den Hang.
Stand: 23.03.2002