Fieber, Herzleiden, Fallsucht, Magenschmerzen – für fast jedes Krankheitsbild hielt Hildegards Medizin den perfekten Stein und die perfekte Methode um die kurierende Wirkung zu wecken bereit. Gesteigert werden konnte der Erfolg der Behandlung ihrer Ansicht nach durch das Sprechen von Weiheformeln während der Behandlung.
In ihrer visionären Medizinlehre hatte sie damals bereits – und damit ist sie modernen Steinheilern durchaus ähnlich – eine Art Rückversicherung gegen das Scheitern der gottgegebenen Methoden eingebaut: „Gegen die obengenannten Krankheiten wurden die nachstehenden Heilmittel von Gott verordnet. Sie werden entweder den Menschen heilen, oder er wird sterben, oder Gott will nicht, dass er geheilt wird.“
Ebenso abenteuerlich wie die Verwendung der Minerale muten aus heutiger Sicht ihre Vorstellungen über das Entstehen der Gesteine an. Die Edelsteine galten als lebendige Wesen. Ihr Wachstum und ihre Gestalt waren in erster Linie von kosmischen Einflüssen und dem Tagesgang der Sonne abhängig. Der Amethyst zum Beispiel gedeiht – ihrer Meinung nach – in erster Linie dann, „wenn die Sonne einen Hof hat, als habe sie einen Ring. … Und wenn er wächst, dann in Massen wie der Kieselstein, und deshalb gibt es so viele.“
Stand: 04.11.2002