Obwohl Island der Länge nach von einer Plattengrenze durchzogen wird, sind weder die Vulkane noch die häufig auftretenden Erdeben gleichmäßig entlang dieser Nahtstelle verteilt. Im Gegenteil: Sie konzentrieren sich im äußersten Südwesten und Süden und dann wieder im hohen Norden der Insel. Warum?
Die Ursache sind Transformstörungen, Verwerfungen, die sich quer zur eigentlichen Richtung der Plattengrenze erstrecken. Sie entstehen, weil das Auseinanderweichen der Platten nicht gleichmäßig, sondern in Schüben geschieht. Da sich die Geschwindigkeit, mit der sich die Platten bewegen, von Ort zu Ort und je nach Beschaffenheit des Untergrunds unterscheidet, treten immer wieder Spannungen im Gestein auf. Werden sie zu groß, bricht der Untergrund und es bilden sich gewaltige Verwerfungszonen, die von der Plattengrenze abzweigen.
An den Transformstörungen bewegt sich der Untergrund nicht auseinander, sondern aneinander vorbei. Da die Bruchstellen jedoch rauh und uneben sind, verhakt sich das Gestein dabei häufig und die Bewegung wird blockiert. Nach einiger Zeit wird der Druck jedoch zu groß und die Blockade löst sich plötzlich und ruckhaft – die Erdbeben bebt.
Island wird gleich von zweien dieser Transformstörungen durchzogen: Der „Tjörnes Fracture Zone (TFZ)“ im Norden, der westlichen vulkanologischen Zone (WVZ) und der im Süden bzw. Südwesten gelegenen „Southern Islandic Seismic Zone (SISZ)“.
Stand: 13.04.2001