Ein schummriger Raum, ein Mensch sitzt auf einem Sessel, eine leise, eindringliche Stimme ertönt und sagt: „Du fühlst dich entspannt und konzentrierst dich nur auf deinen Atem und meine Stimme. Achte nur noch auf meine Worte… nichts anderes ist mehr wichtig…“ Langsam gleitet der Mensch in einen tranceähnlichen Zustand, der ihn empfänglich macht für Suggestionen aller Art – er ist hypnotisiert.

Die gängigen Szenarien
So oder so ähnlich beginnen unzählige Darstellungen der Hypnose – ob im Buch, im Film oder auch in unserer Vorstellung. Demnach versetzt uns die Hypnose in einen Zustand nahezu willenloser Beeinflussbarkeit, der uns für Manipulationen anfällig macht. Wir sehen, spüren und tun Dinge, die uns suggeriert werden und die nicht der Realität oder unserem normalen Verhalten entsprechen. Selbst zu kriminellen Taten vom Diebstahl bis zum Mord lassen sich Unschuldige durch Hypnose bringen – zumindest in vielen Filmen.
Diese Vorstellung findet sich auch in der landläufigen Meinung wieder: In einer Studie von 2006 hielten 44 Prozent der knapp 300 Befragten aus vier Ländern diese Aussage für zutreffend: „Eine tief hypnotisierte Person ist roboterähnlich und folgt automatisch allem, was ein Hypnotiseur ihr suggeriert.“ 36 Prozent waren der Ansicht, dass Hypnose vollkommen willenlos macht: „Den unter Hypnose gegebenen Suggestionen kann man nicht widerstehen.“
Glaubt man den gängigen Darstellungen, lässt sich durch Hypnose auch unser Gedächtnis manipulieren. Unter ihrem Einfluss lassen sich Taten, Erlebnisse und ganze Zeiträume wahlweise aus der Erinnerung löschen oder wieder hervorholen. Unwissende Opfer tun zudem unter Zwang Dinge, an die sie sich später nicht mehr erinnern können. Umgekehrt erlauben es Zeugenbefragungen unter Hypnose, verschüttete Details eines beobachteten oder erlebten Ereignisses wieder ins Gedächtnis zu rufen oder verdrängte Erfahrungen zu verarbeiten.