Der Medienrummel um das Klonschaf Dolly hat dafür gesorgt, dass das Klonen von Tieren, aber vor allem auch von Menschen, ein Gegenstand der öffentlichen Diskussion wurde. Die plakativen Schlagzeilen der Zeitungen und Magazine, die jede neue Entwicklung auf dem Gebiet der Klonforschung begleiten, zeigen nur allzu deutlich, dass diese Thematik starke Reaktionen – sowohl dafür als auch dagegen – provoziert.
Auf die Nachricht hin, dass es der amerikanischen Firma Advanced Cell Therapeutics (ACT) gelungen sei, einen menschlichen Embryo zu klonen, titelte die englische Boulevardzeitung Daily Mail: „Skandal – Menschenbaby geklont!“ Und die deutsche Bildzeitung schob hinterher: „Dürfen wir Gott ins Handwerk pfuschen?“.
Andererseits kann ein Richard Seed verkünden, er wolle eine Klonklinik eröffnen und schon melden sich hunderte von Paaren, die unbedingt ein Klon als Kind haben wollen.
Wie ist diese Diskrepanz zu erklären?
Jens Reich, Mediziner und Genforscher am Berliner Max-Delbrück Zentrum für molekulare Medizin, erklärt sich die Aufregung um das Thema Klonen mit tiefenpsychologischen Ursachen: „Einer der Gründe ist individueller Natur: die Sehnsucht des Menschen nach Wiedergeburt, verzerrt als Angst vor dem Wiedergänger.“ Der Gedanke eines menschlichen Klons, so Reich, verspreche zum einen Verjüngung, eine Art Unsterblichkeit mittels der DNA, zum anderen aber raube der Klon dem Menschen die Illusion seiner Einzigartigkeit, schüre Ängste von Austauschbarkeit und Ersetzbarkeit.