Einen Naturwald mit einem bewirtschafteten Wald zu vergleichen, ist immer eine wissenschaftliche Gratwanderung. Denn man muss viele Annahmen treffen, weil längst nicht alle Details erforscht sind. Dazu kommt, dass der Wald nicht nur dem Klimaschutz dient, sondern vielfältige Aufgaben erfüllt. So suchen die Menschen dort Erholung, wandern, fahren Rad oder joggen. Zudem speichert der Wald Wasser und verhindert dadurch Überschwemmungen. Im Hochsommer senkt er die Temperaturen durch Verdunstung.

Und nicht zuletzt bieten Wälder vielen Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum, darunter auch Rehen und Hirschen, die gerade jungen Bäumen gern die Triebe abfressen. Schulze kennt das alles aus eigener Erfahrung, denn er besitzt mehrere Waldstücke. „Ich habe den Wald erworben, weil ich ihn in meinem Ruhestand gerne gestalten wollte“, sagt der emeritierte Max-Planck-Direktor. Als Waldeigentümer hat er nicht nur die ökologischen, sondern auch die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Waldbewirtschaftung kennengelernt.
Das Problem des Wilds
Auf seinem Handy zeigt Schulze das Foto eines kapitalen Hirschs auf einer Lichtung. Was jeden Städter entzücken würde, ist für ihn ein weiteres Problem: Es gibt zu viel Rotwild und zu viele Rehe. Große Räuber wie Bär oder Wolf, die helfen könnten, den Bestand zu dezimieren, wurden schon vor Jahrhunderten ausgerottet. Auch wenn der Wolf allmählich zurückkehrt und Luchse wieder in einigen Wäldern zu finden sind – auch in Schulzes –, gibt es zu wenige natürliche Feinde des Wildes.
Wenn es Waldbesitzern vor allem um die Jagd geht, füttern sie zudem im Winter die Tiere, die im restlichen Jahr die jungen Bäumen anknabbern. Das verhindert Schulze mit vielen Zäunen. Selbst intensive Bejagung begrenzt den Wildbestand nicht, weil in seinen relativ kleinen Wald immer wieder Tiere von außen einwandern. Aber es geht um mehr als Verbissschäden und rücksichtslose Mountainbiker.