Kosmogene Nuklide liefern Antworten auf viele grundlegende Fragen zur Entstehung der Erdoberfläche. Wie schnell laufen Prozesse wie Erosion in Gebirgen und Sedimenttransport in Flussauen ab und waren sie konstant über geologische Zeiträume? Wie alt sind vulkanische Ablagerungen und gibt es Muster in den Altern der Vulkanausbrüche?
Die Beantwortung solcher Fragen hat jedoch nicht nur wissenschaftlichen Wert, sondern sie ist auch gesellschaftlich relevant. Denn nur durch Quantifizierung vergangener Prozesse und deren Geschwindigkeiten können wir einschätzen, wie sich durch den Menschen bedingte Veränderungen, etwa durch veränderte Landnutzung oder auch die globale Erwärmung, auf die Entwicklung unserer Erdoberfläche auswirken.
Beispielsweise ist durch den Vergleich mit den natürlichen, mittels kosmogener Nuklide gemessenen Bodenabtragungsraten bekannt, dass die heutigen Bodenerosionsraten in vielen durch den Menschen beeinflussten Regionen um ein Vielfaches höher sind.
Die zeitliche Rekonstruktion von Erosionsraten und Altern von Oberflächen mittels kosmogener Nuklide und deren Korrelation mit Klimaschwankungen und Änderungen in der Landbedeckung birgt daher beträchtliches Potenzial zum besseren Verständnis des Systems Mensch – Erde – Umwelt.
Hella Wittmann, Samuel Niedermann, Dirk Scherler/ CC-by-sa 4.0; Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ/ System Erde
Stand: 15.12.2017