Zunächst war kein klares Bild der menschlichen Abstammung zu erkennen, sondern es gab nur zahlreiche fossile Puzzlesteine, wie es der Biologe und Paläontologe Günter Bäumer 1994 in seinem Artikel „Vom Puzzle zum Bild – Fossile Dokumente der Menschwerdung“ beschrieb. Diese Unübersichtlichkeit hatten die Wissenschaftler selbst erzeugt. Es herrschte Uneinigkeit darüber, wie ein neuer Fund einzuordnen sei, und wann man bei einem Fund von einer neuen Art sprechen sollte.
Fossile Zuordnung

Es bildeten sich zwei Lager unter den Fossilsuchern aus. Die „splitter“, zu Deutsch „Spalter“ ordneten jeden Fund einer neuen Art oder Gattung zu, sobald sie nur den kleinsten Unterschied entdeckten, während die Vertreter der „lumpers“ darauf bedacht waren, die Zahl der Kategorien zu beschränken. Sie gingen bei morphologischen Abweichungen eher von Variationen innerhalb einer Gattung oder Art aus.
Den Schädel einer Dogge und den eines Pekinesen würden die Vertreter der „splitter“ eher als Vertreter zweier Arten ansehen, während die „Zusammenfasser“ beide derselben Art Canis lupus domesticus zurechnen würden. Im Fall der Hundeschädel ließe sich dies überprüfen, wenn man Tiere als zur selben Art gehörend bezeichnet, die miteinander fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen können. Handelt es sich bei den beiden Schädeln aber um zwei Millionen Jahre alte Überreste menschlicher Vorfahren, gibt es einfach praktische Probleme dies zu überprüfen.
Chaos im Stammbaum
Die Arbeit der „splitter“ hatte zu einem heillosen Durcheinander und zahllosen Seitenlinien des Stammbaums der Menschheit geführt. Bis sich schließlich einige „ordnungsliebende“ darunter Elwyn Simons und David Pilbeam von der Yale University daran machten, das Dickicht zu lichten.