Viele Rätsel gibt die Zuckerkrankheit Forschern und Ärzten auf. Sport beispielsweise hilft den meisten Patienten, das Fortschreiten des Diabetes zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Manchen, den sogenannten Non-Respondern, hilft er nicht. Warum das so ist, können Forscher wie Al-Hasani heute noch nicht sagen.
Wäre bekannt, welche positiven Prozesse Sport in den Zellen bewirkt, könnte das nicht nur erklären, warum Non-Responder keinen Vorteil daraus ziehen, sondern vielleicht sogar zur Entwicklung einer „Pille für das Gute vom Sport“ beitragen. „Sie soll Sport zwar nicht ersetzen“, sagt Al-Hasani. „Aber viele Diabetiker sind so krank, dass man sie nicht einfach aufs Laufband stellen kann.“ Bis zu drei Tage dauern die Tests, die die 800 Patienten in der DDZ-Studie über sich ergehen lassen. Andere Experimente am Menschen verbieten sich jedoch.
Training für Nager
Annette Schürmann, Leiterin der Abteilung Experimentelle Diabetologie am DifE arbeitet deshalb mit speziell gezüchteten Mäusen, die erblich zu Übergewicht neigen – und infolgedessen überdurchschnittlich häufig Diabetes entwickeln. Im Vergleich zu genetisch bedingt schlanken Mäusen können einerseits Genvarianten identifiziert werden, die die Diabetes-Entstehung fördern. Andererseits können die Entstehungsmechanismen der Krankheit genauer untersucht werden, als das beim Menschen möglich wäre.
Warum werden manche Mäuse dick, welche Rolle spielt die Ernährung, wie entwickelt sich die Insulinresistenz und was passiert in den Beta- Zellen, bevor sie absterben? In verschiedenen Tests geht Schürmann Fragen wie diesen nach, um anhand der Maus neue Behandlungs- oder Präventionsideen zu testen. „Wir haben zum Beispiel eine Reihe von Interventionsstudien, bei denen wir die Mäuse bei verschiedenen Diäten halten oder einem Sportprogramm unterziehen, um zu sehen, welchen Einfluss das auf den Krankheitsverlauf hat.“
Die Ergebnisse solcher Tests seien gut auf den Menschen übertragbar, erklärt die Biologin. „Insulin-Signalweg und Glukosestoffwechsel von Maus und Mensch sind absolut identisch.“ Aber im Gegensatz zu Studien an Menschen habe ihr Team den Vorteil, die Ernährung der Tiere bis ins kleinste Detail kontrollieren zu können. „Die Mäuse können nicht heimlich an den Kühlschrank gehen.“
Sascha Karberg / Leibniz Journal
Stand: 14.06.2013