Was haben die Kalahari in Südafrika, Nikopol in der Ukraine und Groote Eylandt in Australien gemeinsam? Auf den ersten Blick gar nichts, liegen sie doch auf verschieden Kontinenten, Längen- und Breitengraden sowie Klimazonen. Und doch verbindet diese Orte eine Besonderheit: Es handelt sich samt und sonders um Hochburgen der Manganförderung weltweit.
Davon gibt es zwar in Gabun, Indien, China oder Russland noch einige mehr. Rohstoffexperten schätzen aber, dass allein im Kalahari Manganese Field in der nördlichen Cape Provinz Südafrikas mehr als 40 Prozent der Weltvorräte an Mangan lagern – rund 14 Millionen Tonnen.
Nach Berechnungen des U.S. Geological Survey (USGS) reicht das für die Stahlproduktion unentbehrliche Mangan bei derzeitigem Verbrauch mindestens noch 30 bis 40 Jahre. Manganmangel gibt es heute weltweit jedenfalls nicht, obwohl der Bedarf, und damit auch der Preis, durch den Stahlboom in China in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind.
Angst vor einer globalen Rohstoffkrise
Das sah in den 1960er und 1970er Jahren noch ganz anders aus – glaubte man zumindest. Politiker, Rohstoffexperten und der „kleine Mann von der Straße“ befürchteten in Zeiten der Erdölkrise auch ein baldiges Ende anderer Rohstoffvorräte wie Eisen, Kupfer, Nickel, Kobalt oder Mangan.
Schuld an diesem globalen Schockzustand der Gesellschaft waren nicht zuletzt die Prognosen des Club of Rome, einem Zusammenschluss von Wissenschaftlern, Wirtschaftsfachleuten, Staatschefs und Geschäftsmännern, der in seinen Zukunftsprognosen eine baldige Verknappung der Rohstoffreserven und damit verbunden einen dramatischen Anstieg der Preise voraussagte.
Manganknollen als letzte Rettung?
In der Folge begann zunächst eine fieberhafte Suche nach neuen Lagerstätten an Land. Man erinnerte sich aber auch an die merkwürdigen Knollen, die ein britisches Forscherteam unter der Leitung von Sir C. W. Thomson im Rahmen der von 1872 bis 1876 dauernden „Challenger-Expedition“ aus den Tiefen des Meeres ans Tageslicht befördert hatten.
Enthielten diese nicht auch größere Mengen an Mangan und anderen wichtigen Metallen? Könnte man durch einen Tiefseebergbau womöglich sogar gleich mehrere „Fliegen mit einer Klappe schlagen“? Doch waren diese merkwürdigen Knollen selbst bei rasant steigenden Weltmarktpreisen für Rohstoffe überhaupt wirtschaftlich förderbar? Eine schnelle Antwort auf diese drängenden Fragen zu finden, erwies sich als schwierig: Man wusste einfach zu wenig über das Ausmaß der unterseeischen Manganknollenfelder und tiefseetaugliche Fördertechniken gab es nicht.
Doch die Aussichten auf neue sprudelnde Einnahmequellen waren so verlockend, dass schnell neue Firmen-Konsortien entstanden, die sich nur mit der Suche und der möglichen Förderung von Manganknollen befassten. In aller Eile wurden Forschungsschiffe gebaut und mit Tiefseewinden ausgerüstet. Am Boden geschleppte Sonargeräte wurden gebaut, mit Fernsehkameras bestückte Greifer sammelten die wertvollen Metallklumpen vom Meeresboden, um die Größe der Lagerstätten zu erkunden. Auch U-Boote beteiligten sich an der Fahndung nach den Manganknollen.
Doch längst nicht jedes Forschungsprojekt, das mit dem Stempel „Manganknollen“ versehen war, versuchte auch wirklich den so begehrten Kugeln auf die Spur zu kommen.
Spionage statt Manganknollensuche
Die USA Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre: Das Projekt Jennifer wird aus der Taufe gehoben. Der Milliardär Howard Hughes lässt ein Tiefsee-Bergbauschiff mit dem Namen Glomar Explorer bauen, das vor Hawaii nach Manganknollen suchen und im Rahmen eines Testbetriebs auch fördern soll. So wird es jedenfalls der US-amerikanischen Öffentlichkeit verkauft. Die Aktion passt gut zur damals herrschenden Euphorie um die Knollen am Meeresgrund und erregt kaum Aufsehen.
In Wahrheit jedoch verbirgt sich hinter dem angeblichen Forschungsprojekt eine Spionage-Mission des CIA. Die Behörde hat über die Navy Kenntnis vom Sinken des sowjetischen U-Boots K-129 erhalten, das nun mit Atomraketen beladen in 5.000 Metern Tiefe nahe Hawaii auf dem Meeresboden liegt. Das angebliche Bohrschiff ist ausgestattet mit allem was man braucht, um das U-Boot zu heben. Mitten im Kalten Krieg erhofft sich das CIA von einer Bergung Erkenntnisse über die neue russische Waffen- und U-Bootgeneration.
Und der große Coup gelingt tatsächlich. Der als Manganknollensucher getarnte Glomar Explorer hievt unter großen Mühen zumindest Teile des russischen U-Bootes an Bord…
Stand: 19.08.2005