Bei der Untersuchung der Hohepriester-Grabtempel in der Nekropole Dra‘ Abu el-Naga stießen die Archäologen des Deutschen Archäologen Instituts auf ein weiteres Anzeichen für politisch-religiöse Umbrüche: Die Grabtempel der Amun-Hohepriester Ramsesnacht und Amenophis wurden am Ende des Neuen Reiches absichtlich zerstört.

Davon zeugt die in beiden Anlagen nahezu flächendeckende Schicht aus Sandsteintrümmern, die auf dem Boden des damaligen Hofes liegt. Sie besteht aus tausenden Fragmenten der zerschlagenen Wandverkleidung und Architekturteile, von denen viele eindeutige sekundären Meißelspuren aufweisen.
Zeugnisse für den „Krieg des Hohepriesters“
Dieser Befund lässt sich mit einer historischen Ereignisfolge verbinden, die zugleich das Ende des Neuen Reiches markiert, nämlich dem sogenannten „Angriff gegen Amenophis“ beziehungsweise dem „Krieg des Hohepriesters“ um 1085 vor Christus. Dabei kam es während des 17. und 18. Regierungsjahrs von Ramses XI. zu einem gewaltsamen Konflikt zwischen Amenophis und Panehsi, dem Truppenführer und Verwalter der nubischen Provinzen. Wann genau dies passierte und wie dieser Konflikt ablief, ist aber unklar, weil dieses Ereignis nur in wenigen Schriftquellen erwähnt wird.
Mit dem materiellen Befund in den Grabanlagen K93.11/K93.12 konnten nun auch aussagekräftige archäologische Daten in die umfangreiche Diskussion um die Ereignisse am Übergang von der 20. zur 21. Dynastie eingespeist werden. Sie bilden einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der historischen Situation, die mit dem Tod des Amenophis und dem Ende der einflussreichen Ramsesnacht- Familie zur vollständigen Auflösung der lokalen Machtstruktur geführt hatte.