Während die grundsätzliche Existenz eines Ortes namens Rungholt inzwischen geklärt scheint, ist seine Lage nach wie vor Gegenstand von Rätselraten, akribischer Spurensuche und Diskussionen.
Unklarheiten schon auf alten Karten
Einige Kartographen des 17. Jahrhunderts, darunter vor allem Johannes Mejer aus Husum, zeichneten einen Ort namens Rungholt nordöstlich oder nördlich der Halligen Niedam und Südfall ein. Sie werden folglich immer wieder zitiert und gezeigt, wenn es um Rungholt oder aber das historische Aussehen der Küste Nordfrieslands und Dithmarschens geht.
Doch so genau Mejer bei der Kartierung der Gegebenheiten seiner Zeit war, so viel Freiheit erlaubte er sich bei der Rekonstruktion der geographischen Bedingungen der Vergangenheit. Denn der Ort Rungholt, den er so vermeintlich akribisch in seinen Karten verzeichnete, war ja bereits rund 300 Jahre vor seiner Zeit in den Fluten versunken. Auch er war auf historische Überlieferungen und Aufzeichnungen angewiesen. Seine Karten geben daher zwar einen umfassenden Einblick in die Geographie zur Zeit Rungholts, sind aber aller Wahrscheinlichkeit nach in vielen Details nicht sonderlich genau.
Hinzu kommt, dass ein weiterer Kartograph dieser Zeit, Peter Sax aus Alt-Nordstrand, von Mejers Kartierung abweicht. Auf seinen Darstellungen liegt Rungholt sehr viel weiter südlich, fast genau an der Stelle, an der sich heute die Hallig Südfall befindet.
Der Dichter Detlev Liliencron wiederum, der Ende des 19. Jahrhunderts in seinem Gedicht „Trutz, Blanke Hans“ den Untergang Rungholts beschrieb, griff bei der räumlichen Einordnung gleich ganz daneben: Er verwechselte den noch heute nördlich der Fährstrecke Nordstrand-Pellworm liegenden „Rungholtsand“ mit dem historischen Ort.
Wo aber lag das sagenumwobene Rungholt wirklich?
Stand: 25.04.2008