Anthropogeographie

„Stoppt die Jabiluka-Mine“

Uranabbau und die Folgen für Natur und Aborigines

Der Kakadu Nationalpark zählt zu den schönsten Schutzgebieten Australiens. Im Norden des Kontinents, etwa 200 Kilometer östlich der Stadt Darwin gelegen, beherbergt der Park zahlreiche seltene Tierarten. Allein ein Drittel aller Vogelarten Australiens sind hier beheimatet.

Aborigine © Rainer Rawer

Seit mindestens 40.000 Jahren ist das Gebiet vom Aborigines-Volk der Mirrar-Gundjehmi besiedelt. Ihre Felszeichnungen in der Region gehören zu den ältesten und wertvollsten Kulturdenkmälern der Erde. Die UNESCO hat den Kakadu-Nationalpark daher in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes aufgenommen. Doch bei der Einrichtung des Parks 1979 wurden drei Gebiete von dem Status ausgeschlossen, die nun wie Inseln in dem Schutzgebiet liegen. Es sind Gebiete mit hohen Uranerzvorkommen, in denen sich die Regierung bei der Rückgabe des Landes an die Aborigines vorbehielt, das Erz abzubauen.

Seit 20 Jahren wird nun mittlerweile in der Ranger-Mine Uran gewonnen. Die ökologischen Folgen für die Umwelt sind enorm. Denn der Abbau von Uranerz ist nicht weniger gefährlich als die Kernkraftwerke selbst. Da der Urangehalt im Erz nur sehr gering ist, müssen große Mengen gefördert werden. So entstehen für eine Tonne Uran bis zu 40.000 Tonnen Abraum, der noch 85 Prozent der Radioaktivität enthalten kann. Diese todbringende Hinterlassenschaft türmt sich in riesigen Halden in der Landschaft auf und verseucht sie für eine lange Zeit. Durch die Überschwemmungen in der Region während der Regenzeit gelangt der radioaktive Abfall in die weitverzweigten Gewässersysteme. Eine dauerhafte und sichere Lagerung des Abraums ist kaum möglich, schließlich würde er noch mindestens 200.000 Jahre giftige Strahlung abgeben.

Für das Aborigines-Volk der Mirrar bedeutet der Abbau des Uran die Zerstörung ihres Lebensraumes. Ihre heiligen Stätten sind bedroht, mit denen sie sich auch heute noch tief verbunden fühlen.

Als der Regierung die ökologischen und sozialen Folgen bewusst wurden, legte sie das Projekt zum Bau einer weiteren Mine 1983 auf Eis. Doch seit die konservative Regierung Howard im März 1996 ins Amt kam, hat die Atomwirtschaft wieder eine Lobby. Die derzeitige Staatsmacht stellt die Profite des Uranexports über die Rechte der Ureinwohner und den Umweltschutz. So soll die neue Jabiluka-Mine nun doch verwirklicht werden. 1998 begannen bereits die Bauarbeiten für die Infrastruktur.

Die Mirrar wehren sich vehement gegen den Bau der Mine. Neben zahlreichen Protestaktionen haben sie mit Unterstützung einer von Umweltschutz- und Anti-Atom-Gruppen in Australien ein Netzwerk aufgebaut, das via Internet weltweit für den Abbruch des Jabiluka-Projektes kämpft. Auf einer Reise von Vertretern der Mirrar nach Deutschland wurde 1998 die Kampagne „Stoppt Jabiluka“ gegründet. Für die Ureinwohner ist es wichtig, dass von ausländischer Seite Proteste an die australische Regierung gehen, denn das Uran ist ausschließlich für den Export bestimmt. Stellen sich potentielle Abnehmer gegen das Projekt, so könnte das positive Folgen haben.

Inzwischen ist die Mine fertiggestellt. Bisher wird jedoch noch kein Uran gefördert. Die weltgrößte Bergbaugesellschaft Rio Tinto, die das Bergwerk im Jahr 2000 übernahm, stellten auf ihrer Jahreshauptversammlung im April 2001 fest, dass Jabiluka derzeit wirtschaftlich unattraktiv sei. Zudem wolle man zunächst eine Einigung mit den Ureinwohnern erzielen. Vorerst werde daher nicht gefördert. Den Mirrar ist das zu unsicher, denn noch könnte jederzeit der Abbau des Urans beginnen. Sie fordern eine dauerhafte Aufgabe der Mine.

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Stand: 26.11.2001

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Inhalt des Dossiers

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