Jordanien und seine Nachbarländer sind in besonderem Maße von einem massiven Wassermangel und entsprechenden Konflikten geprägt. Dies gilt für die Nutzung der Wässer des Jordan und des Yarmouk ebenso wie für Grundwasserleiter fossilen Wassers im Grenzgebiet zwischen Jordanien und Saudi-Arabien. Alle diese Konflikte sind (derzeit) nicht kriegerisch, bergen aber ein erhebliches Konfliktpotenzial.

Fossiles Wasser im Untergrund
Der Zusammenhang von Ökologie, Ökonomie und Politik lässt sich dabei exemplarisch im Konflikt um die Nutzung der fossilen Wasser des Disi-Aquifers im Grenzgebiet von Jordanien und Saudi-Arabien zeigen. Das Disi-Aquifer erstreckt sich auf rund 320 Kilometern vom Süden Jordaniens bis in die Nordregion Saudi-Arabiens. Der größte Teil des Aquifers liegt dabei unter saudi-arabischem Gebiet, nur ein kleiner Teil unter Jordanien.
In dem Reservoir befindet sich fossiles, überwiegend vor rund 30.000 Jahren gebildetes Wasser, das derzeit sowohl von Agrarunternehmen in Jordanien wie im Nachbarland ausgebeutet wird. Doch die Wasservorräte in diesem fossilen Aquifer sind begrenzt. Das dort vorhandene Wasser gilt als nicht erneuerbar, da kaum neues Grundwasser entsteht. Schon jetzt werden pro Jahr 90 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen, der größte Teil für die Landwirtschaft. Satellitenbilder lassen erkennen, dass auf saudi-arabischer Seite sehr viel mehr Kreisberegnungs-Anlagen für landwirtschaftliche Zwecke installiert wurden als auf jordanischer Seite. 15 Millionen Kubikmeter Wasser gehen aber auch an die jordanische Stadt Aqaba.

Eine Wasserpipeline nach Amman
Dafür läuft auf jordanischer Seite seit 2009 das Disi Water Conveyance Project: 55 Brunnen sollen 100 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Aquifer fördern. Ein Großteil davon soll über eine Fernleitung in die 325 Kilometer entfernte Stadt Amman fließen. Aus Wassermangel ist dort bisher das Trinkwasser für die Bewohner rationiert: Sie können nur 36 Stunden pro Woche Wasser aus den Leitungen zapfen.