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Gewaltige Sanddünen, Geröllfelder, Stein- und Kieswüsten, dazwischen eingestreut ein paar Oasen und ab und zu ein trockenes Flussbett: Das und noch viel mehr ist heute die Sahara. Vom Weltall aus betrachtet sieht sie aus wie gelbbraunes Band zwischen dem Blau des Mittelmeeres im Norden und dem Grün des tropischen Regenwalds in Äquatornähe.
Platzbedarf geringer als gedacht
Doch wenn das Desertec-Projekt mit dutzenden solarthermischen Kraftwerken und dem gewaltigen neuen Stromnetz im Jahr 2050 Wirklichkeit geworden ist, könnte die Wüste ganz anders aussehen. Strommasten statt Beduinen, Parabolspiegel an Stelle von Staub und Felsformationen – sollte man zumindest meinen.
Doch in Wirklichkeit würde die moderne Technik in Nordafrika und dem Nahen Osten viel weniger Platz benötigen als zunächst zu vermuten wäre. Nach einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wären am Ende 6.000 Quadratkilometer (km²) Fläche davon bedeckt. Das entspricht aber nicht einmal einem halben Prozent der Gesamtfläche der Region.
Greenpeace: Zeit für Atomkraft und Kohle bald vorbei
Die Wissenschaftler ziehen deshalb einen interessanten Vergleich: „Die Fläche von insgesamt 6.000 km² entspräche der Fläche des Nasser Stausees bei Assuan in Ägypten. Dieser liefert weniger als drei Gigawatt (GW) elektrische Leistung, während die Solarkraftwerke 100 GW liefern würden und deutlich geringeren jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen wären. Solarstrom aus der Wüste ist tatsächlich die kompakteste und ergiebigste erneuerbare Energiequelle weltweit.“
Die Bewertung des Desertec-Projektes durch den Greenpeace Energie-Experten Andree Böhling fällt deshalb auch überaus positiv aus: „Die Pläne für Wüstenstrom zeigen, dass die Zeit für Atomkraft und Kohle bald vorbei ist. Solarthermische Kraftwerke können nach Windkraft und Photovoltaik zum dritten deutschen Exportschlager im Bereich der Öko-Energien werden.“
Auch die deutsche Wirtschaft profitiert
Denn auch die deutsche Wirtschaft würde vermutlich von dem Mega-Projekt erheblich profitieren. Wie eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie belegt, könnten deutsche Unternehmen durch den weltweiten Bau solarthermischer Kraftwerke von 2010 bis 2050 mit einer Wertschöpfung von bis zu zwei Billionen Euro profitieren.
„Deutschland kann von Solarkraftwerken in Wüsten einen doppelten Nutzen erzielen: Bereits heute als Exporteur grüner Technologie und in absehbarer Zeit als Importeur sauberen Wüstenstroms. Mittelständische Unternehmen und Konzerne erhalten eine hervorragende Perspektive“, erläuterte der Präsident des Club of Rome, Max Schön, bei der Vorstellung des Reports Anfang Juli 2009.
Kein Anlass zur Euphorie
Doch noch ist nicht die Zeit für Euphorie in Sachen Erneuerbare Energien. Denn Desertec ist keineswegs in trockenen Tüchern. Auf der Veranstaltung am 13. Juli 2009 in München haben die zwölf Unternehmen zunächst lediglich ein „Memorandum of Understanding“ zur Gründung einer „Desertec Industrial Initiative Planungsgesellschaft“ bis Ende Oktober 2009 unterzeichnet.
Innerhalb von drei Jahren soll dann eine „Roadmap“ zur Errichtung von Solar- und Windkraftwerken in Nordafrika und dem mittleren Osten erarbeitet werden. Dazu die Desert Industrial Initiative: „Ziel dieser Initiative ist die Analyse und Entwicklung von technischen, ökonomischen, politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen zur CO2-freien Energieerzeugung in den Wüsten Nordafrikas.“
Noch ist Desertec demnach reines Wunschdenken. Trotzdem sorgte die Vision von Anfang an für ein enormes mediales „Wetterleuchten“ – und für viel Aufregung bei Politikern, Umwelt- und Klimaschützern oder Unternehmern.
Stand: 28.08.2009