Im einem Raum im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) laufen alle Daten der Sturmflutvorhersage zusammen, „Wasserstandvorhersage“ steht an der Tür. Hier werden, sollte es notwendig sein, die Sturmflutwarnungen verfasst und veröffentlicht. Die Telefone stehen an solchen Tagen nicht still, denn die Wissenschaftler beraten die verzweifelten Anrufer auch persönlich. Die gewonnenen Informationen der Augenzeugen werden wiederum in die Sturmflutvorhersagen mit aufgenommen und so verfeinern sich die Prognosen immer mehr.
Liegen die Prognosen 1,5 bis 2,5 Meter höher als das mittlere Hochwasser (mHW) wird eine Sturmflutwarnung ausgegeben. Eine schwere Sturmflut liegt zwischen 2,5 und 3,5 Metern und sollten die Wasserstände diese Marke noch überschreiten, muss vor einer „sehr schweren Sturmflut“ gewarnt werden.
Fernsehsender verweigert Sturmflutwarnung
Während es heute kein Problem ist, die Sturmflutwarnungen (dank der zahlreichen Medien) an die Öffentlichkeit weiterzugeben, gestaltete es sich 1962 noch ganz anders. So weigerte sich zum Beispiel ein Fernsehsender, sein Programm zu unterbrechen. Und noch ein Detail zur 1962er Sturmflut: In den Sturmflutwarnungen wurde immer nur von der „Küste“ gesprochen. Vor allem die Hamburger, die es in der Nacht am härtesten treffen sollte, fühlten sich überhaupt nicht angesprochen.
Aber die Beteiligten haben aus den Fehlern gelernt. Die Sturmflutwarnungen klingen heute zum Beispiel so:
„Sturmflutwarnung des BSH. Für die Deutsche Nordseeküste besteht die Gefahr einer schweren Sturmflut. In der Nacht von Freitag zu Sonnabend wird das Hochwasser an der Deutschen Nordseeküste, in Emden, Bremen und Hamburg 2,5 bis 3 Meter über mittlerem Hochwasser eintreten.“
Höhere Deiche und klare Zuständigkeiten
Gerade in Hamburg hat sich seit 1962 und 1976 so einiges geändert. Nicht nur, dass die Deiche deutlich erhöht wurden, sondern auch vermeintliche Kleinigkeiten. Wie zum Beispiel die Frage, wer denn nun eigentlich eine Sturmflutwarnung ausspricht. Nach den chaotischen Verhältnisse in der Vergangenheit werden nun Sturmflutwarnungen ausschließlich vom Hamburger Sturmflutschutz WADI ausgegeben. Und auch die Einsatzorganisation hat sich extrem verbessert. Bei der Warnstufe vier sind zum Beispiel tausende Menschen im Katastropheneinsatz – und zwar an den Stellen, an denen die Hilfe wirklich gebraucht wird.
Und könnte sich eine Sturmflutkatastrophe wie 1962 noch einmal wiederholen? Wahrscheinlich nicht. Die Sturmflutwarnungen des BSH wären und sind heute weitaus schneller als es noch 1962 der Fall war und der Vertreter des DWD sagt selbstbewusst: „Uns geht kein Sturm mehr durch die Lappen“.
Nadja Podbregar, Jens Oppermann, Dieter Lohmann
Stand: 16.02.2006