Phänomene

Süß oder salzig?

Lebensraum Eis

Bei Treibeis in den Polarmeeren handelt es sich nicht zwangsläufig immer um einen Eisberg. Je nach Herkunft ist das Eis süß oder salzig. So schieben sich die riesigen Inlandeismassen, die Grönland, die übrige polare Inselwelt und den antarktischen Kontinent bedecken in Richtung Meer, brechen große Süßwasser-Eisblöcke ab und driften gemächlich durch die Ozeane. Ein Eisberg ist somit nur ein weggebrochener Teil des über mehrere tausend Jahre altem „ewigen Eises“ der Polargebiete.

Pack-, Körnchen- und Pfannkucheneis

Ganz anders entsteht Meereis. Sinken die Temperaturen in den Wintermonaten, gefriert das Meerwasser zunächst zu kleinen Eiskristallen. Durch den hohen Salzgehalt von bis zu 39 Promille liegt der Gefrierpunkt der Ozeane jedoch erst bei unter minus 1,8 Grad Celsius. Beim Gefrieren dehnt sich das Wasser aus. Deshalb besitzt Eis eine geringere spezifische Dichte als Wasser. Die gefrorenen Eiskristalle steigen folglich an die Wasseroberfläche und bilden das so genannte Körncheneis. Brausender Wind und starker Wellengang formen die wachsenden Eisschollen zu Pfannkucheneis. Zu diesem Zeitpunkt scheint die zuvor stürmische See wie mit vielen tausend pfannkuchenförmigen Eisschollen bedeckt. Bleibt das Meer ruhig verwachsen die Eisschollen im Laufe der Zeit. Auf der Unterseite friert dann immer neues Eis an. Schließlich bildet sich ein meterdicker Eispanzer – das für viele Schiffe undurchdringliche Packeis.

Wer denkt, es entstehen dabei nur lebensfeindliche, herumdümpelnde Eisschollen – weit gefehlt. Meereis hat weitaus mehr zu bieten: Eine ökologische Nische voller Leben. Gefriert das Meerwasser, erstarren nur die Wassermoleküle zu Eis, das Salz reichert sich außen herum an. So bilden sich bei der Auskristallisierung des Süßwassers kleine Kanäle und Taschen. Ein höchst salziger, aber einzigartiger Lebensraum für viele Kleinstlebewesen. Besonders Kieselalgen, Dinoflagellaten, Foraminiferen und andere tierische Einzeller siedeln im Dunkel der Hohlräume unter der Eisdecke. Diese bieten zudem Kleinkrebsen wie dem Krill oder kleinen Fischen Schutz vor gefährlichen Fressfeinden.

Eiswüste Eisberg?

Eisberge hingegen sind weniger porös. Viele schimmern milchig-weiß, andere blau oder grün. Lockeres und dadurch weiß erscheinendes Eis enthält viele kleine Lufthohlräume. Nur mit viel Mühe und Kraft könnte man daraus einen Schneemann bauen. Das Eis der „Blaue Riesen“ ist ohne Lufteinschlüsse eine sehr kompakte Masse. Es entsteht durch hohen Druck oder durch mehrfaches Auftauen und Gefrieren. Durch die Lichtbrechung erscheinen solche Eisberge im Inneren meer- bis himmelblau. Schneidet man ein kleines Stück heraus, ist es jedoch genauso glasklar wie jeder Eiswürfel aus der Tiefkühltruhe. Mit ihrer kompakten Masse bieten Eisberge einen recht unwirtlichen Lebensraum auf Zeit und dienen daher höchstens Seevögeln, Pinguinen und größeren Meeressäugern als gelegentlicher Rastplatz.

Doch manche Eisberge schimmern auch grün oder wirken schmutzig-braun. Ein Lebenszeichen? Die Ursache der grünen Färbung ist noch nicht ganz geklärt. Eine Hypothese ist die Einlagerung von feinsten Sedimentkörnchen, die für den optischen Effekt verantwortlich gemacht werden. Eine andere besagt, dass organische Moleküle wie Humin- oder Gelbstoffe zur Färbung beitragen. Sicher ist zunächst nur, dass grüne Eisberge „marines Eis“ repräsentieren. Schmilzt der obere, aus dem Wasser ragende, weiße Teil des Eisbergs, verlagert sich der Schwerpunkt, der „weisse Koloss“ kippt um, so dass schließlich der untere Teil oben schwimmt. Ein grüner Eisberg ist geboren.

Trotzdem bedeuten Eisberge auch Leben. Denn auf ihrem Weg zum Ozean haben kalbende Gletscher viele Kleinstpartikel vom Boden aufgenommen. Die im „ewigen Eis“ konservierten Mineralien und organischen Überreste von Pflanzen und Tieren sind ein wahrer Nährstoffcocktail. Von diesem profitieren vor allem im Eis eingeschlossene, winzige Algen, die selbst bei Temperaturen weit unter null Grad überleben. Schmelzen die Eisberge im Frühjahr und Sommer, geben sie die eingeschlossenen Nährstoffe frei und lösen einen wahren Wachstumsschub der Algen aus. So ist die Unterseite des Meereises in kürzester Zeit von einem grünen Teppich überzogen. Ein fast paradiesisches Weideland für Kleinstkrebse wie dem Krill.

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Stand: 22.09.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Eisberg ahoi!
Vergängliche Kolosse der Polarmeere

Vorboten des Klimakollapses?
Gigantische Eisschollen in der Antarktis

Wird es wärmer oder kälter?
Schmelzende Eisberge, steigender Meeresspiegel und auslaufende Gletscher

Im Schatten des Eisbergs
B-15 gefährdet marines Leben

Süßwasserreservoire Eisberg
Exklusivgetränk und Bewässerungssystem der Zukunft?

Aus Nord und Süd
Eisberg ist nicht gleich Eisberg

Süß oder salzig?
Lebensraum Eis

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Zum Untergang der Titanic

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Räumkommando Iceberg Patrol

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