Am 10. Februar 2009, fast genau einen Monat vor der Kollisionswarnung an Bord der ISS, erlebt die erdnahe Raumfahrt einen echten Super-GAU: 790 Kilometer über dem Norden Sibiriens rammt ein 16 Jahre alter, abgeschalteter russischer Satellit einen amerikanischen Telekommunikationssatelliten.

Totalschaden in der Umlaufbahn
Der rund eine Tonne schwere „Kosmos 2251“ prallt fast im rechten Winkel auf den mit 560 Kilogramm gut halb so schweren US-Satelliten „Iridium-33“. Bei der Kollision sind beide Objekte mehrere zehntausend Stundenkilometer schnell, entsprechend gewaltig ist die freigesetzte Energie. Beide Satelliten erleiden Totalschaden und zerplatzen in hunderte von kleineren Trümmerteilen. „Dies ist das erste Mal, dass zwei intakte Raumfahrzeuge versehentlich aufeinandergestoßen sind“, erklärt Nicholas Johnson, Leiter des Weltraumschrottprogramms der NASA. „Das war ein schlimmer Tag für beide von ihnen.“
Noch schlimmer allerdings ist, dass sich dieser Zusammenstoß ohne Vorwarnung ereignet, aus scheinbar heiterem Himmel. Der Satellitenbetreiber Iridium bemerkt die Katastrophe erst, als er plötzlich den Kontakt zu seinem Satelliten verliert. Alarmiert durch eine Nachfrage seitens Iridium schauen die Zuständigen des Weltraumüberwachungsprogramms des US Strategic Command in ihren Daten nach. „Kurz danach berichtete unser Weltraumüberwachungszentrum, dass es zahlreiche neue Objekte im niedrigen Erdorbit bemerkt hätte“, erklärt Charlie Drey, Sprecher des Weltraumüberwachungsprogramms.
Für Heiner Klinkrad, Weltraumexperte bei der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt, war eine Kollision wie diese allerdings nur eine Frage der Zeit. „Wissenschaftler gehen davon aus, dass so etwas statistisch gesehen alle zehn Jahre ansteht“, erklärt er wenige Tage später gegenüber dem „Spiegel“.