Ohne Mond wäre unser Planet lange nicht so lebensfreundlich. Denn erst die Präsenz des großen Trabanten hat die Achse der Erde und damit ihr Klima stabilisiert. Das lunare Magnetfeld schützte die junge Erde zudem vor den schlimmsten Sonnenstürmen. Gäbe es den Mond nicht, könnten die ersten Zellen und Organismen möglicherweise erst viel später oder sogar nie entstanden sein.

Wie ein eiernder Kreisel
Welche Folgen ein fehlender Mond auf die Stabilität eines Planeten hat, demonstriert der Mars mit seinen fast vernachlässigbaren Minimonden. Die Rotationsachse unseres Nachbarplaneten verändert ihre Neigung sowohl kurz- als auch langfristig weit stärker als die der Erde. Zum einen taumelt die Marsachse im Verlauf von mehreren 100.000 Jahren um rund zehn Grad. Die Achse eiert damit wie in Schlangenlinien um ihre mittlere Neigung von 25 Grad gegen die Ekliptik.
Diese relativ starke Schwankung hat Konsequenzen für das marsianische Klima: Weil sich dadurch periodisch der Winkel des Sonneneinfalls verändert, verschieben sich die Klimazonen. An den Eiskappen der Mars-Pole sind diese periodischen Schwankungen an den abwechselnden Sichten von Eis und Staub erkennbar. Sie spiegeln wärmere und kühlere Zeitabschnitte auf den jeweiligen Mars-Halbkugeln wider.
Bei der Erde variiert die Präzession mit 1,5 Grad viel weniger, weil die Anziehungskraft des großen Mondes das Taumeln der Erdachse dämpft. Terje Wahl vom norwegischen Raumfahrtzentrum vergleicht diesen stabilisierenden Effekt mit dem des Hammers bei einem Hammerwerfer: „Solange er den Hammer hält, kann er fast auf einem Punkt rotieren“, so Wahl. „Aber sobald er ihn loslässt, verliert er seine Balance und muss mehrere Ausgleichsschritte machen, um nicht hinzufallen.“