Wie in einem Puzzle setzen Wissenschaftler ihre Erkenntnisse nach und nach zu einem großen Ganzen zusammen, das das Rätsel CFS eines Tages begreifbar machen soll. Doch noch ist es nicht soweit – und so lange bleibt eine eindeutige Diagnose ebenso Zukunftsmusik wie eine standardisierte Therapie, von der sich Patienten mit einiger Sicherheit Erfolg erwarten dürfen.
Trotzdem gibt es Möglichkeiten, der Erkrankung zu begegnen und die Beschwerden Schritt für Schritt zu lindern. So wird der Hausarzt zunächst belastende Symptome wie Schmerzen und Schlafstörungen mit geeigneten Medikamenten behandeln. Zusätzlich sind Maßnahmen der Verhaltensanpassung wichtig. Sie beruhen oft auf dem Prinzip des sogenannten „Pacing“. Das heißt: Die Alltagsanstrengung wird an die neue Situation angepasst. Das Leben soll in einem neuen Rhythmus, einer neuen Geschwindigkeit stattfinden.
Kräfte neu einteilen
Betroffene lernen dafür zum Beispiel mithilfe von Aktivitätstagebüchern, sich ihre verbleibenden Kräfte möglichst gut einzuteilen, ihre individuelle Belastungsgrenze zu kennen und regelmäßige Ruhepausen in den Alltag zu integrieren. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder einfache Yoga-Übungen können dabei helfen, die Herausforderungen des Tages besser zu meistern.
Weil ein Nährstoffmangel den Körper zusätzlich schwächen kann, sollten Patienten zudem auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse achten. In Einzelfällen ist womöglich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll. Dies sollte aber immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Antikörper im Test
Andere Ansätze für die Therapie des Chronischen Erschöpfungssyndroms werden derzeit ausschließlich im Rahmen klinischer Studien erprobt. Unter anderem untersuchen Wissenschaftler das Potenzial von Immunglobulinen, die gegen fehlgesteuerte Immunzellen wirken sollen.
So führte der bisher in der Therapie von Krebs und Autoimmunerkrankungen eingesetzte Antikörper Rituximab in einer norwegischen Untersuchung bei 67 Prozent der insgesamt 30 Patienten zu einer deutlichen Besserung der Symptome. Allerdings kam es vereinzelt auch zu starken Nebenwirkungen und eine noch nicht veröffentlichte größere Folgestudie führte nach ersten Aussagen der Autoren zu weniger guten Ergebnissen.
Fakt ist: Momentan gibt es kein einziges Medikament, das speziell für die CFS-Therapie zugelassen ist. Jeder Betroffene muss daher gemeinsam mit seinem Arzt die für ihn hilfreichste Strategie entwickeln. In vielen Fällen wird die Erkrankung dadurch erträglicher werden – trotz allem jedoch ein ständiger Begleiter bleiben. Einige Patienten haben aber auch das Glück, wieder vollständig zu genesen.
Sie haben die Diagnose CFS erhalten? Hilfe und Unterstützung für Betroffene bieten zum Beispiel der Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom Fatigatio e. V. und die Deutsche Gesellschaft für ME/ CFS e. V. an.
Daniela Albat
Stand: 11.05.2018