Luftverschmutzung ist nur eine von vielen Schattenseiten von Megastädten. Sie verbrauchen, unter anderem durch die Versiegelung von Flächen, enorme Ressourcen und sind darüber hinaus von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen: Vier Fünftel aller Megastädte befinden sich in direkter Küsten- und Flussnähe und sind somit der Gefahr von Überschwemmungen ausgesetzt. Und während als ökonomische Lenkungszentralen noch immer eindeutig die Megacities der Industrieländer dominieren – New York, London, Tokio -, wandeln sich die Metropolen in den Schwellen- und Entwicklungsländern angesichts von Umweltverschmutzung, Naturkatastrophen und extremer Armut in tickende Zeitbomben.
Slums dominieren
Schon heute lebt vielerorts mehr als die Hälfte der Megacity-Bürger in nicht genehmigten, so genannten informellen Siedlungen. Ein Großteil davon sind Elendsviertel, die sich häufig wie ein Ring um die Kernstädte mit ihren zum Teil imposanten Skylines ziehen. Die Verwaltungen der meisten Megacities – selbst der wirtschaftlich prosperierenden wie São Paolo, Mumbai oder Kalkutta – sind, so der Marburger Forscher Günter Mertins, damit überfordert für Hunderttausende neue Einwohner jedes Jahr kurzfristig ausreichend Wohnraum, eine adäquate Infrastruktur, Ver- und Entsorgungssysteme sowie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen bereitzustellen.
Fehlende Infrastruktur, eklatanter Trinkwassermangel, ungeklärte Abwässer, wilde Mülldeponien und vergiftete Böden gehören in den Slums zum Alltag und sorgen für verheerende Lebensbedingungen. In Afrika leben 72 Prozent der Stadtbevölkerung, das sind 300 Millionen Menschen, in solchen Slums. Nur durchschnittlich jeder fünfte Haushalt ist dort an die Wasser- und Stromversorgung angeschlossen, lediglich sieben Prozent an ein Abwassersystem. Den Ärmsten in den Megastädten fehlt es am Notwendigsten.
Megacities bestimmen Zukunft des Planeten
Einer Studie des International Journal for Equity in Health zufolge leiden in 15 Ländern des subsaharischen Afrika mehr Stadt- als Landkinder an Mangelernährung. Hinzu kommen große Gesundheitsgefahren, etwa in Form von Infektionskrankheiten wie Diarrhöe oder Cholera. Letztere sind vor allem auf verschmutztes, mit Bakterien und Viren verseuchtes Wasser und mangelnde sanitäre Einrichtungen zurückzuführen.
Megacities bestimmen aber nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die des Planeten. Längst arbeiten deshalb Forscher aus aller Welt daran, die zum Teil sehr unterschiedlichen Herausforderungen der Megastädte – von ihrer Regierbarkeit über die Ressourceneffizienz bis hin zum Umgang mit Risiken wie dem Klimawandel – zu identifizieren und zu lösen. Ob es am Ende in Zusammenarbeit mit Politik und Wirtschaft gelingt, die Probleme der Megacities in den Griff zu bekommen, wird sich jedoch erst in einigen Jahrzehnten zeigen.
maxwissen, GEOMAX 17 / Dieter Lohmann
Stand: 16.09.2011