Out-of-Africa, dies gilt offenbar nicht nur für den modernen Menschen, sondern auch für Säbelzahnkatzen. Denn die ersten Vertreter dieser vor rund 10.000 Jahren ausgestorbenen Tiere lebten vermutlich ebenfalls in Afrika, aber auch in der Türkei. An der Basis der Säbelzahnkatzen-Evolution steht nach Ansicht vieler Forscher Pseudaelurus quadridentatus, ein Katzen-Urahn, der erstmals durch einen Trend zur Entwicklung verlängerter Eckzähne im Oberkiefer auffiel.
Verschiedene Spielarten
Innerhalb der Gruppe der Säbelzahnkatzen entwickelten sich später dann zwei unterschiedliche Spielarten. „In der englischen Sprache unterscheidet man zwei Formen von Säbelzahnkatzen: nämlich Scimitar Cat (Krummsäbelzahn) und Dirktoothed Cat (Dolchzahn), je nach den spezifischen Eigenschaften der oberen Eckzähne“, erklärt Kees van Hooijdonk, niederländischer Experte für fossile Säugetiere aus dem Eiszeitalter.
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Und weiter: „Säbelzahnkatzen des Stammes Homotheriini gehören zu den Scimitar Cats, weil die oberen Eckzähne einem Krummsäbel (Scimitar) gleichen. Diese Eckzähne sind stark gebogen, breit und sehr abgeflacht, mit feiner Zähnelung an den Schnittflächen. Säbelzahnkatzen des Stammes Smilodontini gehören zu den Dirktoothed Cats.“
Insgesamt gab es nach gegenwärtigem Stand der Forschung neun unterschiedliche Gattungen von Säbelzahnkatzen – Homotherium, Machairodus, Xenosmilus, Lokontailurus, Miomachairodus, Hemimachairodus, Paramachairodus, Megantereon, Smilodon – und ein Vielfaches an Arten.
Die größte Raubkatze aller Zeiten
Als Paradebeispiel für die Säbelzahnkatzen gelten seit langem die Smilodons, die mit drei Arten in Nord- und Südamerika zuhause waren. Besonders imposant kam Smilodon populator daher, der bis zu 1,20 Meter hoch und 400 Kilogramm schwer wurde. Die größte Raubkatze, die die Erde je bevölkert hat, hatte auch die längsten Eckzähne aller Säbelzahnkatzen. 25 Zentimeter und mehr waren nach den Ergebnissen von Forschern bei ihr keine Seltenheit.
Smilodon populator kaum nach stand allerdings Smilodon fatalis, das natürliche Vorbild für den „Diego“ in den Ice Age-Filmen, der vor allem in Nordamerika die Steppenlandschaften durchstreifte. Viele andere Säbelzahnkatzen konnten da nicht mithalten, sowohl was das Gewicht betraf – manche wogen nur 50 bis 70 Kilogramm – als auch hinsichtlich der Größe der Eckzähne.
Eher Hyäne als Tiger
Doch warum heißen die Symboltiere der Eiszeiten eigentlich Säbelzahnkatzen und nicht „-tiger“, wie man es häufig hört oder liest. Nun, zum Einen sind Smilodon & Co nicht direkt mit dem heutigen Tiger verwandt und gehören deshalb auch einer anderen Unterfamilie der Katzen an. Zum Anderen sahen sie in vielerlei Hinsicht völlig anders aus und zeigten auch ziemlich abweichende Verhaltensweisen.
So waren Säbelzahnkatzen beispielsweise Großmäuler: Um ihr Gebiss beim Beute machen effektiv einsetzen zu können, mussten sie aufgrund ihrer monströsen Eckzähne das Maul ungewöhnlich weit aufreißen – bis zu einem Winkel von rund 95° zwischen Ober- und Unterkiefer. Zum Vergleich: Die „modernen“ Katzen wie Tiger schaffen gerade mal 65°.
Hinzu kommt, dass die meisten Arten der Säbelzahnkatzen deutlich längere Vorder- als Hinterbeine besaßen und deshalb von der Körperstatur verblüffend Hyänen glichen. Außergewöhnlich waren zudem die kurzen Stummelschwänzchen der eiszeitlichen Raubtiere.
Stand: 07.08.2009