Mehr Schein als Sein – dies gilt zwar für den Biss von Säbelzahnkatzen, aber noch längst nicht für das Tier als Ganzes. Denn auch wenn Smilodon dem heutigen Löwen von seiner Kieferkraft her deutlich unterlegen war, so blieb er doch „eine schreckliche Bestie“, wie Steve Wroe von der University of New South Wales konstatiert. „Denn was ihm beim Beißen fehlte, machte er in anderer Hinsicht mehr als wett.“
Perfekte Jagdstrategie
Wroe spielt damit auf die spezielle „Nahkampf-Methode“ an, die die Säbelzahnkatzen seiner Meinung nach bei der Jagd und beim Tötungsakt einsetzten. Wie der ablief, erklärt Wroes Kollege Colin McHenry von der University of Newcastle: „Die Säbelzahnkatzen besaßen einen enorm muskulösen und starken Körper, der perfekt dazu geeignet war große Beutetiere zu Boden zu ringen.“
Von den Forschern durchgeführte Computersimulationen legen nahe, dass er genau dies auch tun musste, bevor er einen gefährlichen Biss ansetzen konnte. „Der Tötungsakt richtete sich dann gegen den Hals der Beute, weil es einfacher ist sie auf diese Weise in Schach zu halten“, so McHenry. Wenn der Biss erst einmal die Luftröhre und die wichtigsten Schlagadern zerfetzt hatte, war das Schicksal von jungen Mammuts oder Riesenhirschen besiegelt.
Löwen sind die besseren Allrounder
Aufgrund dieser sehr ausgefeilten aber auch einseitigen Jagdstrategie bezeichnen die beiden Wissenschaftler Smilodon auch als „one-trip killing machine“ – als Raubtiere in einer Einbahnstraße. „Smilodon war völlig übermäßig ausgerüstet, um kleine Beute zu reißen, aber er war ein skrupelloser, effizienter Großwildjäger“, sagt Wroe. Ein Löwe sei dagegen ein weitaus besserer Allrounder was die Jagdstrategien angeht.
Nach Ansicht der Wissenschaftler ähneln Smilodon und andere Säbelzahnkatzen ohnehin mehr Bären als Katzen – zumindest was die Statur und einige andere Körpermerkmale betrifft. So waren seine mächtigen Vorderpranken mit gefährlichen Krallen besetzt, die wie eine Art Enterhaken fungierten. Sie erlaubten es Smilodon „selbst Bison-große Tiere relativ einfach zu packen und zu Boden zu ringen“, so Wroe.
Eckzähne als finale Waffe
Fazit: Die neuen Ergebnisse legen nahe, dass die riesigen Eckzähne der Säbelzahnkatzen weder als Eispickel eingesetzt wurden, um auf den Rücken der Beutetiere zu klettern, noch als Drohgebärde beim Sprungangriff auf mögliche Gegenspieler, sondern ausschließlich als finale Waffe, um einer längst besiegten Beute den Garaus zu machen.
Stand: 07.08.2009