Zahlreiche internationale Wissenschaftlerteams machen sich ab August 1986 auf die Suche nach ähnlich brisanten Stellen auf der Landkarte der Erde. Vor allem die tiefen Seen Afrikas und Indonesiens stehen ganz weit oben auf der Liste der Forscher. Hier drohen nach den Erfahrungen an Monoun und Nyos vermutlich die größten Gefahren. Doch erstaunlicherweise können die Experten nach einiger Zeit fast überall Entwarnung geben.
Lake Kivu als natürliche Zeitbombe
Zwar werden viele Seen weltweit am Grund von gashaltigen Quellen gespeist, nirgendwo jedoch haben sich bisher anscheinend größere Depots an gefährlichen flüchtigen Stoffen wie CO2 gebildet. Nur solche wären in der Lage, ähnliche Katastrophen wie in Kamerun auszulösen. Schließlich jedoch wird man doch noch fündig: Lake Kivu, einer der größten und tiefsten Seen Afrikas ist der dritte im Bunde der gefährlichen Killerseen.
Dort an der Grenze zwischen den verfeindeten Staaten Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo, wo immer wieder die militärischen Fehden zwischen den verfeindeten Stämmen eskalieren, tickt auch eine natürliche Zeitbombe. Wissenschaftler vom US Geological Survey stellen fest, dass sich in dem See, an dessen Ufer zwei Millionen Menschen leben, bereits ein riesiger CO2- und Methanspeicher gebildet hat, der immer weiter anschwillt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Region geologisch äußerst aktiv ist. Lake Kivu befindet sich mitten im ostafrikanischen Grabenbruch, einer tektonischen Struktur, die sich vor mehr als 25 Millionen Jahren bildete und von Mosambik bis in den Nahen Osten reicht. Damals stiegen große Mengen an Magma aus der Tiefe der Erde auf und sorgten dafür, dass die Kruste aufriss. Dies führte nicht nur zur Entstehung des Roten Meeres, seitdem entfernt sich auch die Somalische Platte, auf der Ostafrika liegt, Jahr für Jahr um mehrere Zentimeter von der Afrikanischen Platte mit dem Rest des schwarzen Kontinents.
Die Folge dieser Plattenbewegungen sind zahlreiche Erdbeben und Vulkanausbrüche, mit zum Teil verheerenden Folgen. Im Einzugsgebiet des Kivu-Sees liegt beispielsweise die Virunga-Kette, zu der auch der 3.471 Meter hohe Feuerberg Nyiragongo gehört. Dieser hat zuletzt im Januar 2002 sein zerstörerisches Potential eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Damals wurden bei einem gewaltigen Ausbruch die Stadt Goma und mindestens 14 weitere Dörfer von den Lavamassen fast völlig zerstört. Die Naturkatastrophe forderte zahlreiche Todesopfer, hunderttausende waren auf der Flucht. Einige der Lavaströme erreichten schließlich sogar den Lake Kivu.
Trotz dieser schlimmen Folgen hatten Mensch und Natur angesichts des explosiven Gasreservoirs im See noch Glück im Unglück. Wenn ein solcher Vulkanausbruch oder ein starkes Erdbeben unter dem See stattgefunden hätte, so vermuten US-Geowissenschaftler, wäre es zu einem Lake overturn gekommen. Mit den von Lake Monoun und Lake Nyos bekannten dramatischen Auswirkungen, nur dass diesmal nicht nur tausende Menschen vom Erstickungstod bedroht gewesen wären, sondern Millionen…
Stand: 20.04.2003