Medizin

Trainieren gegen das Chaos im Kopf

Neurofeedback bei ADHS

Messelektroden am Kopf, die Augen auf einen Monitor gerichtet: Ein Flugzeug fliegt dort hin und her. Es droht, gefährlich an Höhe zu verlieren. Schafft es der kleine Patient, das Fluggefährt nur mit der Kraft seiner Gedanken wieder auf die richtige Position zu manövrieren? Was auf den ersten Blick anmutet wie ein Spiel, ist tatsächlich eine Form der Therapie. Beim sogenannten Neurofeedback lernen Kinder mit ADHS, sich besser zu konzentrieren. Das Flugzeug zeigt ihnen an, wie gut das gelingt.

Schnelle Hirnwellen trainieren

Die Methode ist eine Abwandlung des klassischen Biofeedbacks. Unbewusste Körperfunktionen wie Muskelspannung oder Herzfrequenz werden dabei aufgezeichnet und dem Übenden akustisch oder visuell zurückgemeldet. Beim Neurofeedback passiert dies mit den Frequenzen der Hirnströme. Auf diese Weise lernen Patienten, ihre Hirnaktivität gezielt zu steuern.

Beim Neurofeedback lernen ADHS-Kinder, ihre Hirnströme bewusst zu steuern. © Sebastian Kaulitzki/ iStock.com, Andrii Cherninskyi/ CC-by-sa 4.0

Im Fall von ADHS sollen vor allem jene Hirnströme trainiert werden, die einem Zustand der bewussten Konzentration oder aktiven Aufmerksamkeit entsprechen. Diese schnellen Beta-Wellen sind im Gehirn von betroffenen Kindern in der Regel schwächer ausgeprägt als bei gesunden – und zwar auch dann, wenn sie bewusst versuchen, aufmerksam zu sein. Mithilfe des Neurofeedbacks können die Kinder jedoch lernen, genau diese Beta-Wellen besser zu aktivieren und bekommen eine direkte Rückmeldung über ihren Erfolg.

Sinnvolle Unterstützung

Studien belegen, dass das Training eine sinnvolle Unterstützung bei ADHS sein kann. Demnach vermag die Methode vor allem die Kernsymptome Impulsivität und Unaufmerksamkeit nachhaltig und signifikant zu verbessern. Patienten profitierten mitunter sogar zwei Jahre nach dem Training noch von einer erhöhten Aufmerksamkeit. Sie hatten offensichtlich gelernt, auch jenseits des Monitors ihre Gehirnströme zu beeinflussen.

Um diesen Effekt zu erreichen, sind Experten zufolge jedoch etliche Sitzungen nötig – und auch zu Hause müssen Betroffene langfristig weiter trainieren: Nur durch systematisches Üben schaffen es Betroffene irgendwann, ihre Hirnaktivität so zu gestalten, dass sich typische ADHS-Merkmale abschwächen oder gar verschwinden.

„Ein Training bewirkt bei vielen günstige Verhaltensänderungen in Richtung besserer Selbststeuerung“, schreibt der Kinderarzt Hans-Jürgen Kühle von der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback. Doch nicht bei allen behandelten Patienten führe die Neurofeedbacktherapie zu einer deutlichen Verbesserung. Die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg sei dabei eine gute Motivation des Kindes und der Eltern.

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Daniela Albat
Stand: 22.07.2016

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Inhalt des Dossiers

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Trainieren gegen das Chaos im Kopf
Neurofeedback bei ADHS

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Streit um Ritalin & Co

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