Kaum öffnet zischend die Flugzeugtüre drückt sich die schwüle Luft durch den Spalt zwischen Flugzeugrumpf und Gate hinein und taut die klimatisierten Nasen auf. Schwer von Blütenduft und tropischer Feuchte streicht sie über die Haut und begrüßt die Fluggäste mit der Wärme des Äquators, die alles auf Palau gedeihen und wachsen lässt.
Nur die ständige Meeresbrise lässt die Durchschnittstemperatur von 27 Grad bei einer Luftfeuchte von 80 Prozent nicht zu einer unerträglichen Hitze werden. Angenehm streift der Wind über die Brücke, die sich von Babeldaob nach Koror spannt, der Hauptstadt und einzigen Stadt. Aber auch hier blitzt hinter Apartmenthäusern und Geschäften immer wieder recht und links das Wasser auf: 90 Prozent der Inseln sind kleiner als zehn Quadratkilometer. Begrenzt von Küstenlinien und umgeben von Wasser – viel Wasser. Das Meer bestimmt das kulturelle und ökonomische Leben der Menschen genauso wie die Welt der Tiere und Pflanzen.
Der Lebensraum einer Insel unterscheidet sich völlig von dem eines Kontinents. Isoliert mitten im Meer muss jedes Tier und jede Pflanzen erst einmal den Weg auf die noch kahlen Felsen der Insel finden. Je weiter die pazifischen Inseln von der asiatischen oder amerikanischen Küste entfernt sind, desto weniger Arten überstehen den beschwerlichen Weg. Palau liegt 1.500 Kilometer von den Philippinen entfernt, deren enorm hohe Artenvielfalt eine ideale Quelle für Emigranten ist. Sie fliegen, schwimmen, treiben auf Baumstämmen oder haben eine Mitflieggelegenheit. Versteckt unter den Federn oder im Darm der Vögel schmuggeln sich auch Einzeller, Bakterien und Pflanzensamen fremder Länder nach Palau.
Als Pioniere erreichen sie eher zufällig die noch junge und unbewohnte Insel. Jeder Samen versucht sich in ein Stück Erde zu verkriechen und jeder Vogel sich ein geschütztes Nest zu bauen. Um in der neuen Umgebung Überleben zu können, müssen sich die Arten auf die speziellen Gegebenheiten ihres neuen Lebensraumes einstellen. Eventuell gibt es kein Süßwasser, keinen Humusboden oder keine hohen Bäume. Durch einen Jahrtausende dauernden Prozess passen sich die neuen „Bewohner“ biologisch an und entwickeln völlig neue Fähigkeiten, wie etwa Fleisch fressende Pflanzen.