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Wenn sich der seit circa 1960 dokumentierte Anstieg des CO2-Anteils in unserer Atmosphäre von 310 ppm (1960) auf 365 ppm (2005) weiter fortsetzt, so ist etwa im Jahr 2200 mit kreidezeitlichen CO2-Gehalten – 500 ppm- 1.200 ppm je nach Modell – zu rechnen. Über den erhöhten CO2-Gehalt wird ein guter Teil der von der Erde ins Weltall abgestrahlten Energie zur Erde zurückgestrahlt; es kommt zum Treibhauseffekt.
Die Temperaturerhöhung wird zum Abschmelzen der Polkappen führen und über höhere Verdunstungsraten den Wasserkreislauf beschleunigen. Ähnlich wie in der Kreidezeit wird das Temperaturgefälle vom Äquator zu den Polen geringer werden, das derzeitige Strömungssystem wird zusammenbrechen.
Primärproduzenten vor dem Aus?
Schwieriger ist es, die Reaktion der Biosphäre abzuschätzen. Es werden sich sicher wieder stabile Gleichgewichtsbedingungen einstellen, die Verbreitung kälteliebender Formen wird signifikant eingeschränkt werden. In den Meeren werden Primärproduzenten mit kieseligem Skelett (Diatomeen) zugunsten von solchem mit kalkigem, also kohlenstoffhaltigem Skelett (Coccolithen) und organisch gewandeten Algen (Dinoflagellaten) zurückgedrängt werden. Es würde also eine ganz andere Struktur der Nahrungsketten in den Meeren entstehen.
Bei nach wie vor vielen Unsicherheiten, Ungenauigkeiten und Fehlern bei der Erfassung und dem Verständnis des kreidezeitlichen Systems bietet diese Zeitscheibe ein gutes Analogon für die mögliche Entwicklung unseres Planeten. Erkenntnisse über vergangene Klimaphasen können zum Beispiel mit Modellierungen der künftigen Klimaentwicklung abgeglichen werden.
Nichts ist so beständig wie der Wandel
Vielleicht ist es für Politiker und andere an der Klimadiskussion Beteiligte beruhigend, dass aus der erdgeschichtlichen Perspektive der derzeitige, anthropogen verursachte CO2- Ausstoß nicht erheblich ist. Es hat in der Vergangenheit viel extremere Klimabedingungen gegeben, die sich später, aufgrund langfristiger geologischer Prozesse, wieder verändert haben. Auf die Lebens- und Überlebensbedingungen einzelner Organismengruppen haben sich diese Veränderungen aber erheblich ausgewirkt.
Stand: 27.04.2007