Ohne Wasser kein Leben. Dieses Motto gilt nicht nur für den Menschen, auch die Wüstentiere müssen sich danach richten. Damit alle Stoffwechselvorgänge normal ablaufen und problemlos funktionieren, muss der Wassergehalt im Körper der Tiere stimmen. Schon geringe Schwankungen können die Leistungsfähigkeit extrem einschränken oder sogar zum Zusammenbruch des gesamten Systems führen.
Doch nicht alle Wasserverluste lassen sich ohne weiteres vermeiden. Die extremen Bedingungen in den Wüsten führen dazu, dass beispielsweise über die Verdunstung und bei der Ausscheidung regelmäßig größere Mengen an H20 verloren gehen. Diese müssen ausgeglichen werden, um eine gefährliche Erwärmung des Körpers zu verhindern und dem Hitzetod vorzubeugen.
„Den wahren Geschmack des Wassers erkennt man in der Wüste“ – Dieses jüdische Sprichwort gilt deshalb nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere wie Wüstenfüchse, Skorpione oder Schlangen, die in den riesigen Wüsten der Erde jeden Tag ums Überleben kämpfen.
Saftige Pflanzenteile und Körperflüssigkeit der Beutetiere
Wie aber kommen die Wüstentiere an das so dringend benötigte Nass? Einfach ist es dann, wenn direkte Wasserquellen, wie Flüsse, Seen oder Wasserlöcher zur Verfügung stehen. Die Tiere, seien es nun Säugetiere, Vögel oder Reptilien, können ihren Wasserbedarf dann einfach über das Trinken stillen. Aber diese Quellen sind rar und bieten häufig nur während und kurz nach den Regenzeiten ausreichende Mengen an Wasser für alle.
Was aber tun die Wüstenlebewesen, die solche Möglichkeiten der Wasseraufnahme nicht haben? Wie Wissenschaftler herausgefunden haben, beziehen viele von ihnen große Teile der benötigten Flüssigkeit aus ihrer Nahrung. Manchen Fleischfressern reichen dabei die Körpersäfte ihrer Beutetiere für den Wasserhaushalt aus.
Andere nehmen zusätzlich größere Mengen an vegetarischer Nahrung zu sich. Besonders Früchte und grüne Pflanzenteile sind sehr beliebt, da ihr Wasseranteil meist außerordentlich hoch ist. Auch die reinen Pflanzenfresser halten sich natürlich mit Vorliebe an dieses vor allem nach Regenzeiten reichlich verfügbare indirekte Wasserreservoir.
Einfallsreichtum ist Trumpf
Manche Wüstenorganismen haben aber auch noch ganz andere auf den ersten Blick kurios anmutende Strategien ersonnen, um an kostbares Trinkwasser zu gelangen:
Beispiel Südafrika, genauer Namibia. Die Namib-Wüste zählt, obwohl sie in unmittelbarer Küstennähe liegt, zu den trockensten Gebieten der Erde. Hier regnet es fast nie. Der kalte Benguela-Strom, der von der Antarktis kommend nordwärts zieht, entnimmt den Luftmassen, die vom Meer ins Innere des Kontinents strömen fast die ganze Feuchtigkeit. Allenfalls dichte, kalte Nebelfelder wabern hier durch die zahlreichen Täler der Sanddünen. Doch auch diese scheinbar lebensfeindlichen Umweltbedingungen hindern die Natur nicht daran, sich hier auszubreiten.
Stenocara-Käfer beispielsweise versammeln sich im Schutz der Dunkelheit regelmäßig an den Dünenkämmen auf der Suche nach Wasser. Um an das begehrte Nass zu kommen, haben sie eine Art körpereigener Wassergewinnungsanlage dabei. Kopfüber und mit nach oben gestrecktem Hinterleib recken sie sich den dünnen frühmorgendlich Nebelschwaden entgegen. Die Feuchtigkeit sammelt sich nach und nach in feinen Tropfen auf den Panzern der Tiere und fließt schließlich in Richtung Mundöffnung ab.
An den Dünengraten versorgen sich die Schwarzkäfer aber nicht nur mit Flüssigkeit, auch ihre Nahrung ist hier in ausreichender Menge zu finden. Denn die Ansprüche der Tiere sind gering. Ihnen reichen organische Reste, zum Teil bestehend aus von weit her angewehten Pflanzenteilen zum Überleben in dieser Einöde völlig aus.
Zu trocken gibt es nicht
Die Sandviper sichert sich ihr Trinkwasser auf ganz ähnliche Weise wie die Schwarzkäfer. An den meerseitigen Hängen der Dünen ringelt sie sich zusammen und wartet darauf, dass die kalten Nebel über sie hinweg ziehen. Die Feuchtigkeit kondensiert auf ihrem Körper und wird anschließend von der Schlange abgeleckt.
Der Wasserdampf des Nebels schlägt sich aber nur an Oberflächen nieder, die kälter sind als der Nebel selbst. Deshalb funktioniert dieses Prinzip der Wasseraufnahme auch ausschließlich bei wechselwarmen Tieren, die ihre Körpertemperatur soweit wie nötig absenken können. Für die gleichwarmen Säugetiere bleibt diese Wasserquelle dagegen verschlossen.
Manche Tiere decken ihren Feuchtigkeitsbedarf auch direkt aus der Luft. Die Wasseraufnahme erfolgt entweder direkt über die Körperoberfläche oder aber über die Atmungsorgane. Einigen Tieren unter anderem Zecken und mehrere flügellose Insekten, gelingt dies selbst dann, wenn die Luftfeuchtigkeit auf weniger als 15 Prozent absinkt.
Stand: 24.02.2005