Dass Gonorrhoe eine eigenständige Krankheit ist, war lange Zeit gar nicht bekannt – dieser Nachweis gelang Medizinern erst im 19. Jahrhundert. Zuvor galt das Leiden als eine leichtere Form der Syphilis und wurde gemeinsam mit ihr als „Lustseuche“ oder Morbus venerus bezeichnet. Auch der heute bekannte Begriff Tripper war damals allerdings schon geläufig. Er stammt vom niederländischen Wort „druipen“ ab, was so viel wie „tropfen“ bedeutet, und spielt auf das wohl markanteste Symptom der Infektionskrankheit an: dem tropfenweise austretenden Eiter.
Vor allem bei infizierten Männern zeigt sich dieses durch eine Entzündung von Harnröhre und Geschlechtsorganen ausgelöste Phänomen oft sehr deutlich. Viele Mediziner der Antike vermuteten hinter dem Symptom noch ein ganz anderes Problem. Sie diagnostizierten „übermäßigen Samenfluss“. Neben der Eiterbildung ist für Tripper ein unangenehmes Brennen und Jucken der Harnwege typisch. Betroffene Männer und Frauen haben beim Wasserlassen häufig heftige Schmerzen.
Erkältung oder Geschlechtskrankheit?
Anders ist dies, wenn sich die Infektion beim Anal- oder Oralverkehr überträgt. Dann zeigen sich die Beschwerden zunächst im Rektalbereich oder Rachenraum. In letzterem Fall kann die Gonorrhoe schnell mit einer Erkältung verwechselt werden. Dass die für die Erkrankung verantwortlichen Neisseria gonorrhoeae-Bakterien nicht nur beim direkten Geschlechtsakt leicht von einer Person an die andere weitergegeben werden, war in der Öffentlichkeit vor einigen Jahrzehnten noch kaum bekannt.
Auch aus diesem Grund verbreitete sich die Infektionskrankheit zum Beispiel in den 1970er Jahren in den USA rasant. Vor allem unter männlichen Homosexuellen gingen die Gonokokken damals um. Die Schwulenrechtsorganisationen, die in dieser Zeit vermehrt entstanden, kritisierten in diesem Zusammenhang die Aufklärung der Gesundheitsbehörden. Denn sie verschwiegen gerne, dass Gonorrhoe auch durch Oral- und Analverkehr übertragen werden konnte – Sexualpraktiken, die in vielen US-Bundesstaaten strafbar waren.
Erreger werden resistent
Heute ist fehlende Aufklärung zumindest in der westlichen Welt kein großes Problem mehr und auch die Behandlung der Gonokokken ist problemlos möglich – eigentlich. Es gibt jedoch zwei grundlegende Herausforderungen: Erstens, bemerken viele Betroffene die Erkrankung nicht oder erst zu spät. So verläuft Tripper insbesondere bei Frauen häufig „still“. Schätzungen zufolge kommt es nur bei der Hälfte der Patientinnen zu den typischen Gonorrhoe-Symptomen.
Zweitens erschwert die zunehmende Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen die Therapie. Viele Erregerstämme von Neisseria gonorrhoeae sind inzwischen resistent gegenüber gängigen Wirkstoffen geworden. Aus diesem Grund kann sich die Behandlung der Gonorrhoe im Einzelfall kompliziert gestalten.
Gefahr der Unfruchtbarkeit
Dass die Infektion vollständig ausheilt, ist jedoch ausgesprochen wichtig. Denn auch wenn die Beschwerden von alleine verschwinden, breitet sich ein unbehandelter Tripper mitunter weiter im Körper aus und verursacht schwerwiegende Spätfolgen. So kann es durch die chronische Entzündung beispielsweise zur Verklebung der Ei- oder Samenleiter kommen – und damit zur Unfruchtbarkeit.