Heute wissen wir, dass die Ursache der Polarlichter leider nicht so einfach ist wie lange angenommen. So stammen die mit den Atmosphären-Atomen kollidierenden Teilchen beispielsweise keineswegs alle von der Sonne. Und auch das Erdmagnetfeld ist weit komplexer aufgebaut und anders geformt als bei einem Stabmagneten. Innerhalb der Magnetosphäre gibt es gleich mehrere Strahlengürtel und Plasmaschichten, die den Planeten wie gestaffelte Schutzschilde umgeben.
Nächtlicher Schweif
Wechselwirkungen mit dem Sonnenwind und der kosmischen Strahlung sorgen dafür, dass es in unserer Magnetosphäre ziemlich turbulent zugeht – und sie bringen den säuberlichen Magnetkäfig aus der Form. Das ständige, energiereiche Bombardement aus dem All führt dazu, dass das Erdmagnetfeld auf der Sonnenseite stark komprimiert wird, die Feldlinien sind dort eng zusammengedrückt. Anders dagegen auf der Nachtseite: Hier ist die Magnetosphäre zu einem Millionen Kilometer langen Plasmaschweif ausgezogen, der noch dazu heftig hin- und herflattert.
Dieser Magnetosphärenschweif ist eine der Hauptquellen für die Elektronen, die die Polarlichter auslösen. Das erklärt auch, warum die Polarlichter fast immer nachts auftreten: Die geladenen Teilchen dringen auf der Nachtseite in unseren Magnetkäfig ein. Möglich wird dies, weil durch die Turbulenzen in dieser Region immer wieder Feldlinien des irdischen Magnetfelds miteinander und mit magnetischen Relikten des interplanetaren Magnetfelds in Kontakt kommen.

Elektronen im Schleudergang
Dies verursacht heftige Plasmaausbrüche, bei denen energiereiche Teilchen auf mehr als drei Millionen Kilometer pro Stunde beschleunigt werden. Die ultraschnellen Teilchen schießen sowohl ins All hinaus als auch in Richtung Erde – und dort geraten sie wieder unter den Einfluss der Feldlinien. Diese zwingen sie dazu, ihnen auf einer spiraligen Flugbahn zu den Polen zu folgen.