Ob der Ausbruch der Covid-19-Pandemie nun auf einen natürlichen Ausbruch oder einen Laborunfall zurückzuführen ist, lässt sich auf dem jetzigen Informationsstand noch nicht abschätzen. Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, bräuchte es weitere unabhängige Untersuchungen, die frei von den mandatsgemäßen Einschränkungen der WHO und mit weitreichenden Zugangsbefugnissen durchgeführt werden müssten.
Die Ergebnisse solcher Untersuchungen könnten über den konkreten Fall hinaus wichtige Erkenntnisse dazu liefern, wie künftig Pandemie-Risiken minimiert und bei sicherheitsrelevanter Forschung die Risiken besser abgeschätzt und reduziert werden könnten. Diese Thematik zu erforschen und politische Handlungsoptionen zu erarbeiten, erfordert allerdings einen interdisziplinären Zugang zum Thema Biosicherheit aus natur-, sozial- und rechtswissenschaftlichen Perspektiven.
Was könnte man besser machen?
Um nur einige wichtige Themen zu nennen: Zu untersuchen wäre zum Beispiel, welche weltweit vergleichbaren Standards und Regelungen die biologische Sicherheit, also den Schutz vor allen oben genannten biologischen Risiken, global und nachhaltig verbessern und wie sie vereinbart werden könnten. Dies schließt die Sicherung von Labors ebenso ein wie die Stärkung der internationalen Biowaffenkontrolle.
Auch Kriterien für eine Risiko-Nutzen-Abwägung bei sicherheitsrelevanten Experimenten müssten interdisziplinär erarbeitet werden. Dabei gilt es, potenzielle Risiken biologischer Forschungen zu minimieren und gleichzeitig die Freiheit der Wissenschaft nicht über Gebühr einzuschränken. Entsprechende wissenschaftliche Erkenntnisse könnten auch politische Entscheidungen vorbereiten und begleiten.
Die aktuelle Pandemie zeigt auf, in welchen Bereichen weitere Forschungen nötig wären, um bei ähnlichen Ereignissen nicht nur gesundheits-, sondern auch (bio)sicherheitspolitisch besser vorbereitet zu sein. Hoffentlich bringen die gegenwärtigen Erfahrungen auch die nötige Motivation hervor, um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen.
Una Jakob, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) / Forschung Frankfurt