Auch wenn die Mehrzahl aller neuen Seuchen aus Tieren stammt – längst nicht jedes Tiervirus oder Tierbakterium schafft den Sprung zum Menschen. Denn um zum Humanpathogen zu werden, muss ein Erreger zwei große Hürden überwinden. Er muss sich in uns vermehren können und die Fähigkeit erlangen, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden.

Der erste Schritt: vom Tier zum Menschen
Die erste Hürde ist die Kompatibilität mit unseren Zellen: Ein Virus kann nur dann in eine Wirtszelle eindringen, wenn es an Andockstellen auf der Zelloberfläche binden kann. Dafür muss es über passende Proteine auf seiner Hülle verfügen. Gerade diese können sich bei vielen Viren allerdings leicht durch eine oder wenige Mutationen ändern.
Das aktuellste Beispiel dafür ist die Vogelgrippe: Ob H10N8, H6N1 oder ganz neu H7N4: Fast in jedem Jahr taucht in Asien eine neue Variante von Influenzaviren auf, die dank entsprechender Mutation mit unseren Atemwegszellen kompatibel geworden sind. Dadurch kann dieser Erreger nun nicht mehr nur Vögel, sondern auch den Menschen befallen. Die Gelegenheit für diesen Entwicklungssprung bekommen die Viren zurzeit vor allem in China, wo Menschen eng mit ihrem Hausgeflügel zusammenleben.
Ist das Virus einmal in die Zelle eingedrungen, muss es zudem die nötigen Werkzeuge besitzen, um die Zelle in eine Fabrik für neue Viren umzuwandeln. Erst dies macht es dem Erreger möglich, sich zu vermehren. Wie Kevin Olival von der EcoHealth Alliance und sein Team herausfanden, haben dabei RNA-Viren einen Vorteil, weil diese sich im Zellplasma vermehren können und nicht erst in den Zellkern eindringen müssen. Zu diesen gehören unter anderem die Coronaviren, aber auch Dengueviren, Ebola, das Zika-Virus oder das West-Nil-Virus.