Der Ganges gehört zu den wenigen Ökosystemen der Erde, die Flussdelfinen einen Lebensraum bieten. Nur in vier großen Strömen weltweit gibt es diese Tümmler. Doch in fast allen Regionen sind sie gefährdet, so auch im vom Müll hochbelasteten Ganges.
Der Ganges-Delfin, auch Susu genannt, lebt nicht nur im heiligen Strom, sondern auch in den Flusssystemen des Brahmaputra und Meghna. Nahezu blind orientiert sich diese Delfinart über ein gut entwickeltes Echoortungssystem, was in den trüben Gewässer durchaus von Vorteil ist. Ungewöhnlich auch ihre Suche nach Nahrung. Auf der Seite schwimmend durchziehen sie mit einer Brustflosse den Schlamm und finden so Fische und Kleinkrebse. In den vergangenen Jahren wurde der Ganges-Delfin jedoch aus vielen seiner ursprünglichen Gebiete verdrängt. Heute gibt es laut Schätzungen nur noch 2.000 Tiere. Diese wurden zudem durch die Errichtung von Staudämmen voneinander getrennt, so dass sich etwa acht Subpopulationen entwickelt haben, die durch die künstlichen Barrieren in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind.
Weitere Bedrohungen stellen die starke Verschmutzung und die Fischerei dar. In der Folge finden die Delfine weniger Nahrung oder geraten in die Netze der Fischer. Auch die direkte Bejagung hat ihren Bestand dezimiert.
Ein einziges Schutzgebiet gibt es bisher für die bedrohten Tiere. Diesem fehlt jedoch ein effizientes Management und ein klarer Aktionsplan. Es kommt somit auch hier immer wieder zu Tötungen der Flussdelfine. Die internationale Organisation „Whale and Dolphin Conservation Society“ (WDCS) hat daher ein Projekt ins Leben gerufen, welches den 60 Kilometer langen Flussabschnitt zu einem realen Schutzgebiet machen soll. In Kooperation mit einer lokalen Organisation sind verschiedene Maßnahmen geplant. So hat ein Expertenteam begonnen, Ausbildungskurse durchzuführen. Die Errichtung eines Informations- Ausbildungs- und Forschungszentrums ist geplant.
Einen Schwerpunkt nimmt die Aufklärung der lokalen Bevölkerung ein. Ihnen soll die Notwendigkeit des Schutzes der Delfine und ihres Lebensraumes deutlich gemacht werden. Dazu gehört auch, dass man den Fischern ihre Arbeit nicht verbietet, sondern nach Fangmethoden sucht, die die Delfine nicht gefährden können. Letztlich wird ein Erfolg aber vor allem davon abhängen, inwiefern es gelingt, auch überregional aus dem Ganges wieder ein funktionierendes Ökosystem zu machen.
Stand: 30.06.2001