Heute wirkt Dahschur auf den Besucher wie ein Stück unberührte Wüstenlandschaft. Doch dass auch die Landschaft um die Pyramiden herum ein Produkt menschlicher Eingriffe ist, zeigten Untersuchungen von Nicole Alexanian, der im Mai 2016 verstorbenen Grabungsleiterin von Dahschur. Um die Landschaft als Ganzes rekonstruieren zu können, arbeitete sie mit Geowissenschaftlern der Freien Universität Berlin zusammen.
Die Untersuchungen ergaben, dass sich die Pyramiden auf einer klar vom Niltal abgesetzten Geländestufe erhoben. Das Baumaterial für die Pyramiden wurde aus dieser Geländestufe gewonnen, indem man Steinbrüche direkt unterhalb der Pyramiden zum Niltal hin anlegte. Der Abbau der Geländestufe formte die Landschaft neu.
3,6 Millionen Kubikmeter Material
König Snofru wandelte demnach das gesamte Umfeld seiner Pyramiden in einen von Menschen umgestalteten und geschaffenen Kosmos um – 3,6 Millionen Kubikmeter Material wurden dafür bewegt und verbaut. „König Snofru war ein Planer“, erklärt Arnold. „Er überließ nichts dem Zufall.“ Doch trotz König Snofrus gigantischer Baumaßnahmen wirkten in Dahschur nicht nur die Landschaftsarchitekten des Pharaos, sondern auch die natürliche fluviale Erosion.
Ihre Einflüsse auf die Landschaft zu identifizieren und von den menschlichen Eingriffen zu unterschieden, war nach so langer Zeit und unter so viel Sand nicht leicht. Doch auf der Grundlage eines digitalen Höhenmodells gelang es den Wissenschaftlern. In diesen Modellen trat die fraktale Natur der natürlichen Erosionsrinnen deutlich zutage – die typische Verästelung der Flussläufe und Erosionsrinnen wurde erkennbar. Dadurch konnte man sie von den menschengemachten Strukturen unterscheiden.
Archäologie weltweit / DAI
Stand: 17.02.2017