In den geologisch weniger aktiven Ozeanen wie Atlantik, Indischer Ozean oder Mittelmeer sind schwerwiegende Tsunamis aber wesentlich seltener. Dass man sich auf solche Grundregeln nicht allzu sehr verlassen sollte, bestätigt ein Blick zurück in die Geschichte Europas. Viele der 70.000 Toten nach dem großen Erdbeben 1755 in Lissabon kamen weniger durch die direkten Folgen der Erdstöße um, als vielmehr durch die Wassermassen, die ein Tsunami an die Küste trug.
Auch für den mediterranen Raum gibt es in historischen Aufzeichnungen zahlreiche Hinweise auf Tsunamis. So soll beispielsweise beim Vulkanausbruch auf Santorin im Jahre 1650 eine Riesenwelle entstanden sein, die an den Gestaden der umliegenden Inseln große Verwüstungen verursacht hat.
Neuesten Erkenntnissen der US-Wissenschaftler des Ozeanografischen Instituts Woods Hole, der Columbia University und der University of Texas in Austin zufolge könnte sich die Situation in einigen Bereichen des Atlantiks in nächster Zeit grundlegend ändern. Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Forscher Risse am Festlandsockel vor der Cheskapeake-Bay. Da sich demnach an der Ostküste der USA der Meeresboden teilt, könnte es hier in Zukunft häufiger zu Erdrutschen kommen, die zu Tsunamis führen. Hauptkrisengebiete wären dann North Carolina und Virginia, aber auch die US-Hauptstadt Washington würde von den turmhohen Wellen bedroht.
Stand: 06.08.2000