„Das Leben ist allgegenwärtig“ – als der deutsche Biologe und Naturforscher Christian Ehrenberg Mitte des 19. Jahrhunderts diese These aufstellte, wurde er von seinen Kollegen bestenfalls belächelt. Schließlich war doch allgemein bekannt, dass Leben nur da existieren konnte, wo es auch Licht und Sauerstoff gab.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf…
Die Idee von einer ganzen Lebenswelt tief unter der Erde – schlichtweg absurd. So jedenfalls die herrschende Lehrmeinung noch fast bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Unterirdisches Leben taugte allenfalls als Stoff für Literatur, wie in Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Zwar stießen Ingenieure und Geologen immer mal wieder auf winzige bakterienförmige Gestalten in ihren Bohrkernen. Aber weil ja nicht sein darf, was nicht sein kann, wurden diese Funde meist ignoriert.
Und wenn sie doch einmal einem Mikrobiologen zur Begutachtung vorgelegt wurden, dann lautete das Urteil allenfalls: „eingeschleppt von der Oberfläche“ oder „längst tote Überreste aus der Entstehungszeit der Gesteine“. So auch 1920, als zwei Wissenschaftler der Universität von Chicago in Ölschlamm aus 600 Metern Tiefe auf Bakterien stießen. Der Makel der Kontamination und die beißende Kritik ihrer Kollegen erstickte damals jede weitere Erkundung dieser seltsamen Wesen im Keim.
Die „Unterwelt“ lebt doch!
Doch inzwischen musste sich die Wissenschaft eines Besseren belehren lassen. Denn tief in der Erde lebt es doch. Den ersten Hinweis darauf entdeckten Forscher des amerikanischen Energieministeriums im Jahr 1985. Damals waren Frank Wobber und seine Kollegen eigentlich nur auf der Suche nach geeigneten Standorten für die Lagerung von radioaktivem und sonstigem Giftmüll und führten dazu Bohrungen im Untergrund South Carolinas durch. Spezielle Abdichtungen schützten dabei die erbohrten Proben vor Verunreinigungen von der Oberfläche.
Als die Forscher ihre Proben anschließend im Labor untersuchten, trauten sie ihren Augen kaum: Was sie dort unter dem Mikroskop sahen, waren eindeutig lebende Bakterien – und sie mussten aus 500 Metern Tiefe stammen, denn eine Kontamination war so gut wie ausgeschlossen. Eine Sensation! Noch niemals zuvor hatte man einen eindeutigen Beleg für Leben in dieser Tiefe gefunden.
Jetzt endlich begann man in der wissenschaftlichen Welt zu reagieren. Die ersten Funde von lebenden Mikroben in der Tiefe lösten einen weltweiten „Run“ auf den Untergrund aus: Überall begannen Geologen und Mikrobiologen nun, Bohrkerne zu ziehen und auf Spuren von Leben zu analysieren.