Beim Menschen ist der Albinismus keineswegs auf die ohnehin hellhäutigen, „weißen“ Kaukasier beschränkt – im Gegenteil. Auch unter Afrikanern oder Asiaten gibt es Albinos. In Europa, Nordamerika oder in Australien ist etwa ein Mensch unter 20.000 betroffen, in Afrika sogar einer unter 10.000.
Bei einigen nordamerikanischen oder afrikanischen Ureinwohnern wie den Kuna-Navajo-Indianern oder den am Rande der Sahara lebenden Tswana ist der Albinismus besonders häufig. Hier tritt ein Fall unter 1.500 bis 5.000 Menschen auf. Das liegt vor allem an einer Jahrhunderte währenden genetischen Auslese, da es hier üblich war, Verwandte miteinander zu verheiraten.
Je nach Kulturkreis kam und kommt Menschen mit Albinismus aufgrund ihres andersartigen Aussehens eine mehr oder weniger starke Außenseiterrolle zu. In Europa und in Amerika wurden Menschen mit Albinimus früher als gern gezeigte Besonderheit und Sensation in Zirkussen ausgestellt.
Außenseiter mit magischen Kräften
In einigen Naturvölkern werden Stammesmitgliedern mit weißer Haut und weißen Haaren übernatürliche Kräfte zugesprochen. Sie könnten Gedanken lesen, in die Zukunft schauen und seien der Zauberei fähig, glaubt man. In Jamaika gelten Menschen mit Albinismus noch heute als verflucht, in Simbabwe entstand mit der Zunahme von AIDS-Erkrankungen das Gerücht, Männer würden von Aids geheilt, wenn sie mit einer Albino-Frau schlafen.
Wer heute in Europa vom Albinismus betroffen ist, muss Gott sei Dank nicht mehr damit rechnen, beschimpft oder im Zirkus ausgestellt zu werden. Anders dagegen sieht es in Afrika aus. Hier sorgt das so andersartige Aussehen noch immer für Diskriminierungen. Und selbst in den USA halten sich hartnäckig Vorurteile und Diskriminierungen gegen Albinisten, wie sich viele der Betroffenen selbst lieber nennen.
Albinos als Hollywood-Fieslinge
In Hollywood beispielsweise kommt das Klischee des bösartigen oder unheimlichen Albinos immer wieder gerne zum Einsatz- In Blockbustern wie „Cold Mountain“ oder „Matrix – Reloaded“ sind die Gegenspieler der Filmhelden – und auch die klassischen Bösewichter – beispielsweise Albinos. NOAH, die internationale Selbsthilfeorganisation von Menschen mit Albinismus, hat gezählt, dass in den letzten 45 Jahren in Hollywood 68 Filme gedreht wurden, die als negative Hauptperson eine Person mit Albinismus darstellen.
Auch im gerade angelaufenen Film „Der Da Vinci Code“ nach dem Roman „Sakrileg“ von Dan Brown wird das Böse durch den Mönch Silas, einen Albino, verkörpert. „Hollywood ist dafür bekannt, Albinos als Verbrecher oder mystische Freaks zu besetzen,“ heißt es dazu bei NOAH. „Doch negative Darstellungen von Albinismus in Film ohne ein Gegengewicht durch normale oder heldenhafte Charaktere ist diskriminierend und verletzt Menschen, die wirklich betroffen sind,“ so die Kritik NOAH’s am gängigen Klischee vom unheimlichen Albino.
Stand: 26.05.2006