Die Reise, die Helga und Zohar unternehmen werden, wird sie in eine Entfernung von der Erde bringen, die bisher noch kein Astronaut erreicht hat: Das Orion-Raumschiff holt bei seinem Vorbeiflug am Mond Schwung und schwenkt erst 70.000 Kilometer hinter dem Mond wieder um. Die beiden Phantome in ihren Passagiersitzen werden sich dann fast eine halbe Million Kilometer von der Erde entfernt befinden.
Einen ersten erfolgreichen unbemannten Testflug hat die NASA bereits im Dezember 2014 mit dem Orion-Raumschiff absolviert. Damals flog die Kapsel zwei Orbits um die Erde und landete nach knapp fünf Stunden im Pazifik. Im Juli 2019 wurde das Rettungssystem für den Start einer Orion-Kapsel mit Erfolg getestet.
Start ist Ende 2020 oder Anfang 2021
Den ersten Flug um den Mond wird die Artemis-1-Mission mit MARE an Bord absolvieren – geplant ist er für das letzte Quartal 2020. Ob dieser Starttermin gehalten wird oder ob er sich bis 2021 verzögert, hängt vor allem vom Fortschritt bei der Entwicklung des „Space Launch Systems“ (SLS) ab, der Schwerlastrakete, die von der NASA für die Missionen zum Mond derzeit entwickelt und getestet wird. Sie soll noch leistungsfähiger als die Saturn-V-Rakete sein, mit der die Apollo-Astronauten zum Mond gelangten.
Den ersten Flug zum Mond mit dem Orion-Raumschiff plant die NASA für 2022 – dann sollen keine Phantome wie Helga und Zohar in den Passagiersitzen Platz nehmen, sondern eine vierköpfige menschliche Crew. Sie soll auf der Artemis-2-Mission den Mond umrunden. Die nächste Mondladung, bei der erstmals eine Frau zum Team gehört, soll nach den derzeitigen Plänen der NASA mit Artemis-3 im Jahr 2024 stattfinden. Mit weiteren Artemis-Missionen könnte dann bis 2026 der „Lunar Gateway„, eine permanente Raumstation im Orbit des Monds, aufgebaut werden.
Probesitzen und Vibrationstests
Bevor dies alles umgesetzt werden kann, sind zunächst einmal Helga und Zohar an der Reihe. Die ersten Meilensteine für ihre Mission sind bereits erreicht: Das Probesitzen in der Orion-Kapsel verlief ohne Probleme. Die Haltestruktur, auf der die beiden befestigt und transportiert werden, überstand bei einem Vibrationstest in den DLR-Testanlagen in Bremen die herausfordernden Bedingungen eines Raketenstarts. Die Crew der ISS testet seit November 2019 die israelische Schutzweste – schließlich muss sie nicht nur in ihrer Funktion effektiv, sondern auch praktisch gut nutzbar sein.
Am perfekten Sitz der Schutzweste bei Zohar hat das Team von Thomas Berger gemeinsam mit dem israelischen Partner im Kölner Labor schon gearbeitet. „Das kann man noch so schön mit Zeichnungen und Entwürfen planen, die Realität ist nochmal was anderes“, so der Forscher. Und auch wenn Helga und Zohar nur aus Scheiben und Kunststoff bestehen – bei ihrer Mission soll alles perfekt sein. Wie bei Astronautinnen aus Fleisch und Blut.
Autorin: Manuela Braun/ DLR-Magazin