Eine ebenfalls beliebte Strategie unter Neuroparasiten: den Wirt zur Aufzucht und Versorgung des Nachwuchses nutzen. Die Juwelwespe (Ampulex compressor) beispielsweise macht zu diesem Zweck ein Tier gefügig, das etwa doppelt so groß ist wie sie selbst. Wenn die Eiablage bevorsteht, schleicht sie sich an ahnungslose Schaben heran und attackiert diese.
Fluchtreflex adé
Ein erster Stich in die Brust hindert das Opfer an der Flucht, der zweite geht gezielt ins Gehirn. Dort sorgt das mit dem Stachel injizierte Nervengift dafür, dass die Schabe ihrer natürlichen Flucht- und Kampfreflexe beraubt wird. Offenbar verhindert das Gift die Ausschüttung bestimmter chemischer Signale, ohne die das Insekt völlig passiv bleibt.
Derart gefügig gemacht, lässt sich die Schabe ohne Gegenwehr von ihrem viel kleineren Angreifer am Fühler abführen: in ein Loch, in dem der Tod lauert. Ampulex compressor legt in der selbstgebauten Höhle nämlich ein Ei auf ihrem neuen Leibeigenen ab. Schlüpft der Nachwuchs, frisst er die Schabe nach und nach bei lebendigem Leib auf.
Spinnen für fremde Larven
Parasitische Schlupfwespen wie die Art Reclinervellus nielseni treiben die Versklavung ihrer Wirte noch weiter auf die Spitze. Sie lähmen Radnetzspinnen nicht nur, um ein Ei auf deren Körper abzulegen. Sobald der Nachwuchs bereit zum Schlüpfen ist, injiziert dieser zudem eine psychoaktive Substanz, die die Spinne zu einem erstaunlichen Verhalten animiert: Anstatt ihres normalen Netzes spinnt sie nun ein Kokonnetz für die Larve – und wird zum Dank mit einer weiteren Giftdosis getötet und verspeist.