Neuro-Enhancer wie Ritalin oder Modafinil gelten gemeinhin als sicher – vor allem verglichen mit Straßendrogen wie Speed oder anderen Amphetamin-Cocktails. Sie seien ja schließlich zugelassene und damit auch ausgiebig geprüfte Medikamente. Das aber ist leider mehr Wunschdenken als Realität.

So listet schon die offizielle Begleitinformation von Ritalin zahlreiche Nebenwirkungen und Kontraindikationen auf. Bei mehr als jedem zehnten Patienten gibt der Hersteller Schaflosigkeit und Nervosität als Begleiterscheinung an. Selbst bei normaler Dosierung von zehn bis 20 Milligramm pro Tag können zudem bei jedem zehnten bis hundertsten Fall körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen auftreten. In schweren Fällen ist sogar ein Herzinfarkt möglich. Auch psychische Veränderungen wie abnormales Verhalten, Aggression, Erregung, Ängstlichkeit oder Depression gelten als häufig.
Risiken für Gesunde nahezu unerforscht
All diese Nebenwirkungen treten schon bei ADHS-Patienten auf – also bei Menschen, deren Hirnstoffwechsel durch das Mittel erst auf den Normalzustand gebracht werden soll. Bei Gesunden könnte sich demnach die Übersteuerung noch stärker bemerkbar machen, systematische Studien fehlen aber auch hier weitestgehend. In der „Nature“-Studie von 2008 gab etwa die Hälfte der – gesunden – Nutzer von Neuro-Enhancern an, unter Nebenwirkungen zu leiden.
In einem kurz davor erschienenen Kommentar ebenfalls zum Thema Neuro-Enhancer konstatieren sieben renommierte Neurowissenschaftler: „Auch wenn Richtlinien zu medizinischen Wirkstoffen sicherstellen, dass diese sicher und effektiv für ihre jeweiligen therapeutischen Zwecke sind, gibt es keine äquivalente Sicherheitsüberprüfung für die Off-Label-Nutzung und darunter auch das Enhancement.“ Ein Medikament, dass zwar starke Nebenwirkungen hat, aber schwerst Demenzkranken hilft, könnte demnach in diesem engen Rahmen als durchaus sicher eingestuft werden, an Gesunden wären die damit verbundenen Risiken und gesundheitlichen Folgen jedoch nach Ansicht der Experten nicht akzeptabel. Welche Auswirkungen gar eine langfristige Einnahme solcher Mittel hat, weiß zurzeit noch niemand.