Gegenwärtig sind viele Menschen in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt, wie hoch die Kinderzahl und der Zeitpunkt der Elternschaft sein soll. In den Entwicklungsländern sind heute ein Viertel der Geburten ungewünscht, und noch mehr ungeplant. Diese Menschen haben weder Zugang zu Mitteln der Empfängnisverhütung noch zu anderen reproduktiven Gesundheitsdienstleistungen. Aus diesem Grund sterben gegenwärtig auch jedes Jahr 585 000 Frauen an schwangerschaftsbedingten Ursachen. Betroffen sind vor allem arme Frauen, die viele Geburten dicht nacheinander haben. Fast die Hälfte der Frauen würden noch leben, wenn sie ungewünschte Schwangerschaften hätten verhüten können, und fast alle, wenn sie eine ausreichende reproduktive Gesundheitsversorgung gehabt hätten. Weiterhin sterben jedes Jahr sieben Millionen Neugeborene, weil ihre Mütter für die Schwangerschaft zu jung waren oder ohne Geburtshilfe auskommen mußten.
Gleichzeitig wünschen sich weltweit viele Paare kleinere Familien als noch die Generation zuvor, und oft haben sie bereits auch weniger Kinder. Eine Folge der wirtschaftlichen Entwicklung und Verstädterung in vielen Ländern. Die Paare heiraten heute später und bekommen später Kinder. Doch in den Entwicklungsländern liegt der Zeitpunkt der Heirat und der ersten Geburt immer noch früher als in den Industrienationen. Der Übergang zu kleineren Familien und späteren Geburten wurde durch Maßnahmen zur Empfängnisverhütung erleichtert. Heute wenden mehr als die Hälfte der Paare in Entwicklungsländern moderne Verhütungsmethoden an.
Doch immer noch gibt es eine Kluft zwischen der Zahl der Kinder und den Kinderwünschen. Neben mangelnden Möglichkeiten zur Empfängnisverhütung ist es vor allem der Druck in Richtung auf eine große Familie. Säuglings- und Kindersterblichkeit, Gesellschaftlicher Druck, Unkenntnis beziehungsweise Mangel an Verhütungsmitteln, Armut und die schlechte Stellung der Frau sind Faktoren für große Familien.
Frauen ohne Schulabschluß haben weniger Verdienstmöglichkeiten, obwohl ihre Einkommen in der ganzen Welt für den Unterhalt der Familien immer wichtiger werden. Wenn Frauen keine Ausbildung, keine Verdienstmöglichkeit und keine vollen juristischen und gesellschaftlichen Bürgerrechte haben, können sie auch nicht frei über Zahl und Zeitpunkt der Geburt ihre Kinder entscheiden.
Stand: 22.11.2001