Regionen

Unterirdische Speicher statt Stauseen

Alternativen zur Wasserpipeline am Okavango

Eine Wasserpipeline, die sich vom Okavango aus einen Weg bahnt durch die flirrende Hitze und massive Felsen, um 300 Kilometer weit entfernt das kostbare Nass im Landesinneren abzuliefern: Diese auf den ersten Blick gewagte Vision von Politikern und Ingenieuren in Namibia wurde im Rahmen des Eastern National Water Carriers (ENWC) jahrelang massiv voran getragen.

Über 100 Millionen Kubikmeter Wasser sollte die Pipeline dem Okavango jährlich abzapfen, um damit Felder zu bewässern oder Trinkwasser für Windhuk bereit zu stellen. Zwar hat die Regierung vor kurzem dieses Projekt erst einmal auf Eis gelegt, aber gänzlich vom Tisch ist es damit längst noch nicht.

Und so ganz freiwillig war der vorläufige Verzicht zudem auch nicht. Bereits im Oktober 1999 hatte das International River Network (IRN) eine Studie vorgelegt, die widerlegt, dass die Wasserpipeline das richtige Mittel sei, um die unbestrittene Wasserknappheit in Namibia zu bekämpfen. Die Wissenschaftler des IRN schlagen statt dessen ein Bündel an Maßnahmen vor, die dieses Problem billiger und erwiesenermaßen nachhaltiger lösen könnten.

Alternativen sind billiger und besser

Eine der spektakulärsten, aber wirkungsvollsten Methoden ist dabei die Speicherung des Wassers im Erdboden statt in offenen Stauseen. Forscher haben ermittelt, dass die Staudämme um Windhuk jährlich rund 14 Millionen Kubikmeter Meter Wasser zur Versorgung der Bevölkerung ins öffentliche Netz leiten. Mehr als die dreifache Menge löst sich aber im gleichen Zeitraum durch die enorme Verdunstung aus den Stauseen im wahrsten Sinne des Wortes in „Luft auf“. Wie die IRN-Experten feststellten, ließen sich circa acht Millionen Kubikmeter Wasser und damit etwa die Hälfte von Windhuks Bedarf durch die unterirdische Einlagerung des Wassers erhalten.

Ein anderes Beispiel: Obwohl die Bevölkerung und die Industrie in der Windhuk-Region bereits seit Jahren Einiges tut, um Wasser zu sparen, sieht die Studie hier noch weitere Chancen. Um rund ein Drittel des jährlichen Bedarfs von Windhuk, so der damalige Architekt der Water Demand Management and Conservation Strategy Ben van der Merve, ließe sich der Verbrauch senken, wenn alle Projekte in diesem Bereich verwirklicht würden.

Wenn man dann noch das nutzbare Grundwasser aus stillgelegten Minen und nahe gelegenen Aquiferen hinzurechnet – so die Studie -, wäre die Region nach Angaben der Wissenschaftler auch für einige außerordentliche Dürrejahre gut präpariert.

Steigt jedoch der Wasserverbrauch in den nächsten Jahren in Namibia wie befürchtet weiter stark an, ist dieser Plan am Ende vielleicht doch zum Scheitern verurteilt…

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. weiter


Stand: 30.07.2004

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Okavango-Delta
Wasserkrise im „Garten Eden“?

Wasserwelt in der Wüste
Das größte Binnendelta der Erde

Paradies auf Erden?
Wasser und Sedimente sorgen für biologische Vielfalt

Ökotourismus statt Pauschalreisen
Natur pur im „Land der vielen Flüsse“

Wasser und Strom für Windhuk
Staudämme, Pipelines und mehr...

Popa Falls ade?
Ein 20 Megawatt Wasserkraftwerk im Caprivi-Zipfel

"Saubere" Energie oder ökologische Katastrophe?
Streit um ein Stauwehr

Unterirdische Speicher statt Stauseen
Alternativen zur Wasserpipeline am Okavango

Wie viele Staudämme verträgt der Okavango?
Von hydrologischen Modellen und Flussgebietskommissionen

Von Viren, Elefanten und Buffalo fences
Bedrohtes Paradies Okavango

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Irak - Von der Wiege der Kulturen zum internationalen Krisengebiet

Staudämme - Billige Energie oder Vernichtung von Natur und Existenzen?

Baikalsee - Von Rifts, Omuls und Papierfabriken

Aralsee - Chronik einer anthropogen verursachten Katastrophe