Sie sind da und sie sind viele: In jedem von uns leben mehr Darmbakterien als menschliche Zellen. Mehr als 500 verschiedene Arten bevölkern das feucht-warme Biotop unseres Verdauungstrakts. Allein im Dünndarm tummeln sich in jedem Milliliter Darmflüssigkeit bis zu einer Milliarde Bakterien, im Dickdarm sind es noch eine Größenordnung mehr.
Und dies, obwohl unser Verdauungstrakt nicht gerade optimale Lebensbedingungen für unsere Mitbewohner bietet: Im Magen droht die Überschwemmung mit ätzenden Säuren, mit Säuregraden von bis zu pH 1 zersetzen sie gnadenlos nahezu alles organische Material. Doch selbst hier, in der scheinbar lebensfeindlichsten Umgebung unseres Körpers, trotzen einige besonders abgehärtete Mikroben den widrigen Umständen. Im Magensaft gedeihen immerhin noch bis zu 10.000 Bakterien in jedem Milliliter, darunter auch Escherischia coli und das Milchsäurebakterium Lactobacilllus.
Eine Magenbakterienart, Helicobacter pylori, erfreut sich gerade in jüngster Zeit eines zweifelhaften Ruhmes: Die spiralig gewundene Mikrobe, die in den Mägen von 35 bis 50 Prozent der Bevölkerung heimisch ist, wird für die Entstehung von Magengeschwüren verantwortlich gemacht. Doch auch der „böse“ Keim hat seine guten Seiten: Er produziert ein Peptid, dass andere Bakterien abtötet. Wer daher symptomlos mit Helicobacter lebt – und das sind immerhin rund 80 Prozent der Betroffenen – hat sogar Vorteile von diesem Untermieter.
Weniger sauer, aber dafür nicht weniger gefährlich lebt es sich als „Tischgenosse“ im Darm. Plötzliche Muskelbewegungen pressen, schieben und verwirbeln den Nahrungsbrei, aus Drüsen ergießen sich enzymreiche Verdauungssäfte, Gaseruptionen erschüttern die breiige Masse, es brodelt wie in einem Gärkessel. Doch die Mitbewohner der bakteriellen Art schreckt dies nicht, sie sind sogar entscheidend an diesem produktiven Tumult beteiligt.