Technik

„UR-Walking“ weist den Weg

Fußgänger-Navi für den Campus - individuell und behindertengerecht

„UR-Walking“ heißt ein neues Fußgänger-Navi, das künftig die Orientierung auf dem Universitätscampus Regensburg erheblich erleichtern soll. Entwickelt haben das System Studierende und Dozenten Lehrstuhls für Informationswissenschaft der Uni in einem gemeinsamen Projekt. „UR-Walking“ ist nach individuellen Bedürfnissen einstellbar und behindertengerecht.

„UR-Walking“ findet immer den besten Weg über den Campus. © Universität Regensburg

Fußgänger-Navi für Smartphones

Auf die Idee ein leistungsfähiges Fußgänger-Navi für Smartphones zu konstruieren, kamen die Forscher, weil ein Universitätscampus mitunter einem Labyrinth ähnelt. Die verschlungene Wege oder die zahlreichen Einzelgebäude mit ihren unterschiedlichen Ebenen und Gängen machen es gerade „Neulingen“ nicht immer leicht, sich zu orientieren.

So kann der Spaziergang von einem Hörsaal zum nächsten oder aber der Weg zum Büro des Dozenten zu einer wahren Odyssee werden. Besonders problematisch gestaltet sich die Situation für Personen mit einer Gehbehinderung, die bei der Wahl ihrer Route über den Campus oft eingeschränkt sind.

Landmarken statt Entfernungsangaben

Wo bis jetzt noch aufwändig Hinweisschilder gesucht oder Lagepläne entfaltet werden mussten, soll in Zukunft nun „UR-Walking“ die kürzesten Wege von A nach B aufzeigen. Im Gegensatz zu etablierten Navis unterstützt das neue System den Nutzer dabei nicht mit Entfernungsangaben, sondern mit Hilfe sogenannter „Landmarken“.

„Denn es bringt relativ wenig, wenn ein System sagt ‚Laufe 50 Meter und biege links ab‘. Woher soll man wissen, wann die 50 Meter erreicht sind?“, erklärt Professor Bernd Ludwig. „Für Fußgänger ist es viel eindeutiger, wenn die entsprechende Anweisung ‚Nach der Treppe links abbiegen‘ lautet“.

Und Ludwig Hitzenberger ergänzt: „Die Nutzersituation eines Fußgängers, der gemütlich über den Campus geht, ist nun mal eine ganz andere als die, die ein Autofahrer auf der Autobahn hat. Deshalb müssen auch andere Orientierungsstrategien entwickelt werden.“ Dabei legten die Regensburger Erfinder besonderen Wert auf individuelle Lösungen: Jede Fußgängerroute kann nach den persönlichen Bedürfnissen geplant werden.

Schnell und trocken zum Ziel

Es ist dabei nach Angaben der Wissenschaftler auch möglich, das aktuelle Wetter zu berücksichtigen, um nicht nur schnell, sondern auch trocken zum Ziel zu kommen. „UR-Walking findet nicht nur den kürzesten Weg, bei Sonnenschein kennt es den schönsten und bei Regen den trockensten“, bemerkt Hitzenberger.

Die Basis dafür ist die innovative „Indoor-Navigation“, die eine lückenlose Navigation innerhalb der Gebäude bietet und nahtlos an die Wege im Freien anschließt. Mittels WLAN-Signal wird der Standpunkt des Nutzers ermittelt, um diesen auch innerhalb verschachtelter Gänge auf seinem Weg zu unterstützen; gerade dort verliert man oft die Orientierung.

Oder man hatte bislang große Mühe, die zahlreichen Treppen und Stufen auf dem Campus zu vermeiden – ein schwerwiegendes Problem vor allem für Studierende, die im Rollstuhl sitzen oder eine Gehbehinderung haben. Sie sind auf Rampen und Aufzüge angewiesen und müssen dabei oft große Umwege in Kauf nehmen. „UR-Walking“ soll nach dem Willen der Forscher gerade den körperlich beeinträchtigten Studierenden, mittels rollstuhlgerechten Routenvorschlägen eine Hilfe sein, schneller und unkomplizierter ans Ziel zu kommen.

Konzept „I•Plan“

Hinter der neuen Anwendung steckt den Wissenschaftlern zufolge das Konzept „I•Plan“ – ein Framework zur Erstellung von intelligenten Planungssystemen. Das Einsatzspektrum von „I•Plan“ reicht von der reinen Navigation über Anwendung im Tourismusbereich bis hin zur Gesundheitsvorsorge. Es berücksichtigt dabei nicht nur komplexe Sachzusammenhänge, sondern auch benutzer- und kontextabhängige Vorlieben. „I•Plan“ erkennt entsprechende Veränderungen und ist dadurch in der Lage, schnell und dynamisch auf die neue Rahmenbedingungen zu reagieren.

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Redaktion scinexx.de / Universität Regensburg
Stand: 01.03.2012

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