Dass manche Pflanzen und ihre Bestäuber auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken, legt schon die teils perfekte gegenseitige Anpassung beider Partner nahe. Sie kann nur das Ergebnis Jahrmillionen andauernder Koevolution sein, glaubte schon Darwin. Doch wann begann die besondere Beziehung der Blütenpflanzen und ihrer tierischen Verbündeten genau?
Urzeitliche Pollentransporteure
Forscher versuchen diese Frage heute unter anderem mithilfe von Fossilien zu beantworten. Funde von mitsamt Pollen konservierten Insekten belegen, dass diese Klasse der Gliederfüßer bereits vor mehreren Zehnmillionen Jahren als Blütenbestäuber eine Rolle spielte. Entdeckt haben Wissenschaftler zum Beispiel eine 50 Millionen Jahre alte mit Orchideenpollen beladene Mücke in Bernstein und einen vor 20 Millionen Jahren versteinerten Käfer, der ebenfalls Blütenstaub einer Orchidee bei sich trug.
Aus einer ähnlichen Zeit stammt das in der Grube Messel bei Darmstadt gefundene Fossil eines Urzeit-Kolibris. Dieser bislang früheste Beleg eines blütenbestäubenden Vogels beweist, dass auch die Zusammenarbeit zwischen Vögeln und Pflanzen schon sehr alt ist: nämlich mindestens 47 Millionen Jahre.
Von Bienen und Blümchen
Erstaunlich lückenhaft ist die fossile Überlieferung dagegen bei jenem Tier, dass zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung als Inbegriff des fleißigen Bestäubers gilt, der Biene. Lange Zeit war der Zusammenhang zwischen der Evolution der Blütenpflanzen und der Entwicklungsgeschichte der Bienenarten daher unklar.
Dies änderte vor wenigen Jahren jedoch eine Forschungsarbeit von Sophie Cardinal und Bryan Danforth von der Cornell University in Ithaca. Aufgrund der fehlenden Fossilien widmeten sie sich der Genetik, um auf die Wurzeln des Stammbaums der Bienen zu blicken. Für ihre Untersuchung sammelten sie molekulargenetische Daten von insgesamt 152 heute lebenden Bienenspezies und analysierten die Mutationsraten bestimmter Gene.
Gemeinsame Karriere
Auf diese Weise gelang es den Wissenschaftlern herauszufinden, wann sich die Vorfahren dieser verschiedenen Arten auseinanderentwickelt hatten. Sie nutzten die Informationen dabei gleichsam als eine Art molekulare Uhr, die evolutionäre Entwicklungen anzeigt. Die Auswertung legte schließlich nahe: Die Stammformen der Bienen müssen vor rund 123 Millionen Jahren entstanden sein.
Ungefähr zu der Zeit entwickelten sich der gängigen Lehrmeinung zufolge auch die Blütenpflanzen zur grünen Großmacht auf der Erde. Bienen und Blumen starteten ihre steile Karriere demnach nahezu zeitgleich – und profitierten dabei wahrscheinlich schon von Anfang an voneinander.
Daniela Albat
Stand: 20.10.2017