Kometen gehören nicht nur zu den spektakulärsten Himmelsereignissen, sie sind auch ein einzigartiger Schlüssel zur Vergangenheit des Sonnensystems und unseres Planeten. Kometen bergen vermutlich die älteste noch unverändert erhaltene Materie des Sonnensystems in sich.
Nach heutiger Erkenntnis entstanden die Kometen in der Frühzeit unseres Sonnensystems aus Material, das bei der Bildung der Planeten und des Sonnensystems übrigblieb. Statt sich unter großer Hitzentwicklung zu weiteren Planeten oder Asteroiden zusammenzuballen, formierten sich in den Außenbezirken des solaren Urnebels kleine, lose Konglomerate aus Staub, Eis und Gasen – die Kometen. Durch diese „kalte“ Entstehung blieben in ihrem Inneren auch die leichtflüchtigeren Bestandteile des Urnebels erhalten.
Da sich die Kometen den größten Teil ihres Daseins in den eisigen Regionen des äußeren Sonnensystems aufhalten und sich dabei kaum verändert haben, stellen sie ein wertvolles „Tiefkühlarchiv“ für die Kometenforscher dar: Die Kometenkerne liefern ihnen auch heute noch ein fast unverändertes Abbild der präsolaren „Ursuppe“ und geben so einen einzigartigen Einblick in die Zusammensetzung der Grundbausteine des Sonnensystems.
Doch Kometen sind nicht nur Zeugen der solaren „Ursuppe“, sie könnten auch für deren irdische Variante eine entscheidende Rolle gespielt haben. Einigen Theorien zufolge könnten sowohl das Wasser der Urozeane als auch die ersten Bausteine des Lebens buchstäblich „vom Himmel gefallen“ sein. Aus astronomischen Beobachtungen und Daten von Raumsonden ist bekannt, dass Kometen nicht nur verschiedenste mineralische Bestandteile enthalten, sondern auch zahlreiche organische Verbindungen. Diese gelten als entscheidende Vorstufe für die Entwicklung komplexerer Biomoleküle und letztlich des Lebens.
Gerade in ihrer Frühzeit war die Erde einem starken Bombardement von Kometen und Asteroiden ausgesetzt – und damit möglicherweise auch einem wahren Regen aus organischen, schon „mundgerecht“ vorgeformten Lebensbausteinen. Noch ist allerdings weder die genaue Zusammensetzung der organischen Moleküle bekannt, noch konnte diese Theorie mangels Daten eindeutig bestätigt oder widerlegt werden.
Und auch die Frage, woher das Wasser der Urozeane stammt, scheint noch immer nicht eindeutig geklärt. Nach wie vor gelten auch hier Kometen als mögliche Kandidaten, als „Wasserträger“ aus dem All.
Umso mehr Hoffnung setzen die Astronomem daher Weltraummissionen wie Stardust oder Rosetta, bei denen Raumsonden nicht nur Kometen aus allernächster Nähe beobachten, sondern erstmals auch Kometenstaub einfangen und zur Analyse zur Erde zurückbringen sollen.
Stand: 06.12.2002