Gut 30 Kilogramm Schwein, 20 Kilogramm Geflügel und zehn Kilogramm Rind – so viel Fleisch konsumiert ein Europäer im Schnitt pro Jahr. Die Deutschen machen da keine Ausnahme: Auch hierzulande verzehrt jeder von uns durchschnittlich 60 Kilogramm jährlich. Doch unsere Lust nach Fleisch lässt nach. Immer mehr Menschen in Deutschland reduzieren ihren Fleischkonsum, wie Daten des Fleischatlas 2016 zeigen.
Immerhin rund zehn Prozent der Bevölkerung ernährt sich nach Schätzungen des Deutschen Vegetarierbunds schon jetzt komplett fleischlos. Tendenz steigend. Argumente für eine vegetarische Ernährung gibt es viele – von moralisch-ethischen Aspekten, über ökologische Beweggründe, bis hin zu gesundheitlichen Vorteilen. Doch ernähren sich Vegetarier wirklich gesünder als Fleischesser?
Evolution zum Menschen dank Fleisch?
„Nein, denn der Mensch ist von Natur aus Allesfresser“, würden wohl viele Gegner der fleischlosen Kost argumentieren. Tatsächlich deutet die Anatomie des Menschen daraufhin, dass er kein reiner Pflanzenfresser ist.
Die Umstellung auf eine fleischreiche Kost machte im Laufe unserer Evolution nicht nur große Zähne und kräftige Kaumuskeln überflüssig. Sie ermöglichte auch die Entwicklung eines großen Gehirns, wie Forscher vermuten. Fleisch lieferte mit seiner hohen Nährstoffdichte im Gegensatz zur Pflanzenkost viel Energie mit wenig Aufwand.
Wertvolle Proteine
Weil die Aminosäurestrukturen tierischer Eiweiße den unsrigen ähneln, kann unser Körper fleischliche Nahrung besonders gut verwerten. Fleisch enthält viele für uns essentielle Aminosäuren, ungesättigte Fettsäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe.
Wertvolle Eiweiße und Vitamine stecken aber auch in Eiern und Milchprodukten – oder in pflanzlichen Produkten wie Tofu und Hülsenfrüchten. Wer auf eine ausgewogene Ernährung achtet und den Nährstoffhaushalt im Blick behält, braucht kein Fleisch, um sich gesund zu ernähren.
Zu viel Fleisch macht krank
Mehr noch: Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass eine durchdachte vegetarische Ernährung positive Effekte haben kann. So leiden Vegetarier seltener an Bluthochdruck und Übergewicht und erkranken weniger häufig an Herzkreislaufleiden und Krebs. Das mag daran liegen, dass Vegetarier insgesamt bewusster und gesünder leben. Es hat aber auch damit zu tun, dass zu viel Fleisch tatsächlich schädlich ist.
Insbesondere verarbeitete Fleischprodukte können krankmachen. Schinken, Salami und Wurst enthalten neben vielen gesättigten Fetten und Cholesterin schädliche Stoffe wie Nitrosamine, die beim Salzen, Pökeln oder Räuchern entstehen. Dadurch steigt womöglich das Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Krebs. Aber auch unverarbeitetes rotes Fleisch kann bestimmte Krebsformen wie Dickdarmkrebs fördern. Das belegen Studien.
Weniger ist mehr
Trotzdem ernähren sich nicht alle Fleischesser zwangsläufig ungesund. Wie so oft kommt es auf die Menge an. In Maßen genossen – das heißt höchstens 300 bis 600 Gramm pro Woche – wirkt sich Fleisch nicht negativ auf unsere Gesundheit oder unser Sterberisiko aus und kann zur Versorgung mit wichtigen Nährstoffen beitragen. Dabei gilt: Möglichst wenig Wurst und mehr weißes als rotes Fleisch sollten es sein. Wer dann noch auf gute Qualität achtet, darf gelegentlich ruhig zugreifen.
Daniela Albat
Stand: 15.04.2016