Dem Grundwasser wird im Allgemeinen nur wenig Beachtung geschenkt, obwohl es das größte Süßwasserreservoir der Erde ist. Ohne das in Gletschern und Polkappen enthaltene Wasser macht das Grundwasser über 97 Prozent unserer Süßwasservorräte aus. Nur die verbleibenden drei Prozent entfallen auf Oberflächengewässer wie Seen, Flüsse und Feuchtgebiete sowie auf die Bodenfeuchte – das Wasser, das sich in den Hohlräumen des Bodens befindet.
Verborgen, aber lebenswichtig
Wir sehen das Grundwasser in der Regel nicht, weil es – wie der Name schon sagt – fast immer im Untergrund verborgen ist und nur an relativ wenigen Stellen zu Tage tritt. Sichtbar wird es nur in einigen Baggerseen, den großen Braunkohletagebauen, etwa am Niederrhein oder in der Lausitz, sowie in Quellen, an denen sich der natürliche Übergang vom Grundwasser zum Oberflächenwasser vollzieht.
Doch trotz dieses Daseins im Verborgenen, ist das Grundwasser für uns unverzichtbar. In Deutschland stammen immerhin rund 74 Prozent unseres Trinkwassers aus dieser Ressource, bezogen auf ganz Europa deckt das Grundwasser den Bedarf von mehr als zwei Dritteln aller Menschen. Weltweit schätzt man die Grundwasserförderung auf jährlich 600 bis 700 Kubikkilometer. Trotzdem wird der Ressource Grundwasser in der Regel (bislang) kein besonderer ökonomischer Wert zugemessen.
Teil des Wasserkreislaufs
Anders als die Rohstoffe Erdöl und Erdgas oder Erzvorkommen ist Grundwasser eine Ressource, die sich wieder erneuert – sie ist Teil des Wasserkreislaufs. Dieser Kreislauf besteht aus den vier Hauptkomponenten Verdunstung, Niederschlag, Abfluss und Grundwasserneubildung. Wasser, das aus dem Meer, aus Seen, Flüssen oder den Pflanzen verdunstet, gelangt dabei in Form von Niederschlägen wieder auf die Erdoberfläche.
Doch dieser Kreislauf ist ungleichmäßig gewichtet: In Deutschland fallen jährlich im Mittel 859 Millimeter Niederschlag. Davon verdunsten 532 Millimeter, 192 Millimeter fließen oberirdisch schnell in Oberflächengewässer ab. Nur 135 Millimeter gelangen in das Grundwasser und füllen so die unterirdischen Reservoire wieder auf. Selbst in einem relativ regenreichen Land wie Deutschland erfolgt die Grundwasserneubildung zudem vorwiegend in den Wintermonaten – die Sommer sind meist zu trocken.
Demnach ist Grundwasser zwar im Prinzip eine erneuerbare Ressource – aber nur, wenn Verbrauch und Neubildung sich die Waage halten…
Rüdiger Wolter / CC-by-nc-nd 3.0
Stand: 05.10.2018