Kurz wird die Reise nicht: Zehn lange Jahre wird es dauern, bis die ESA-Raumsonde Rosetta das Ziel ihrer Reise erreicht, einen Kometen mit dem nicht gerade einprägsamen Namen 67P/Churyumov-Gerasimenko.
Doch die Reise lohnt sich dennoch: Denn der gerade einmal fünf mal drei Kilometer große Materiebrocken könnte den Astronomen gleich eine ganze Reihe von wertvollen Informationen über die noch immer rätselhaften „Vagabunden des Weltalls“, die Kometen, liefern. Noch immer ist über diese Zusammenballungen aus Staub, Eis und Gesteinstrümmern kaum etwas bekannt. So auffällig und leuchtend sie auch am Nachthimmel ihre Spur zu ziehen scheinen, so versteckt ist all das, was sich hinter ihrem Staubschleier verbirgt.
Um nun endlich dieses Rätsel zu lösen, soll sich die Rosettasonde hartnäckig an die Fersen des schnell dahineilenden 67P/Churyumov-Gerasimenko heften. Im Jahr 2014 in der Nähe des Kometen angelangt, wird der Orbiter den Kometen während fast eines Jahres auf seiner Bahn begleiten und dabei so viele Daten sammeln wie möglich. Gleichzeitig entlässt er ein Landegerät auf die Oberfläche des Kometen, das den „kosmischen Schneeball“ vor Ort erkunden soll.
Eine Serie von Pioniertaten…
Mit dieser Aktion betreten die ESA und alle an der Mission beteiligten Wissenschaftler gleich in mehrfacher Hinsicht historisches Neuland: Rosetta ist das erste Raumfahrzeug, das einen Komentenkern so dicht umkreist und ihn sogar noch auf seiner Bahn durch das innere Sonnensystem begleitet. Dabei wird es aus der Nähe beobachten können, wie sich der gefrorene Materiebrocken durch den Sonneneinfluss verändert.
Und dann natürlich die Landung: Zum allerersten Mal soll eine menschengemachte Sonde die Oberfläche eines Komentenkerns berühren und gezielt auf ihr landen. Die vom Lander gesendeten Bilder wären die ersten direkten Aufnahmen des Kometenkerns aus der Nähe. Mithilfe der wissenschaftlichen Geräte an Bord des Landers „Philae“ werden so auch Vor-Ort Analysen der Zusammensetzung des Kometen möglich.
Doch auch auf dem langen Weg zum ihrem Zielkometen hat Rosetta noch einige Pioniertaten vor sich: Sie wird das erste Raumfahrzeug sein, das sich nur mit Solarzellen als Energielieferanten bestückt bis zur Umlaufbahn des Jupiter vorwagt. Auf dem Weg dahin muss Rosetta den Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter passieren und könnte dabei vielleicht sogar eine nahe Begegnung mit einem der dort herum wirbelnden Materiebrocken haben.
Zeitreise zum Ursprung des Lebens
Doch die Mission hat weitaus größere Ziele als nur eine simple Aufreihung solcher Pioniertaten. Aus den von Rosetta gesammelten Informationen erhoffen sich die Wissenschaftler auch Aufschluss über das Geschehen am Anfang unseres Sonnensystems. Denn vorhergehende Missionen haben erste Hinweise darauf gebracht, dass Kometen komplexe organische Moleküle enthalten, darunter Kohlenstoff-, Sauerstoff-, Wasserstoff- und Stickstoffverbindungen. Genau diese Elemente bilden aber auch die Bausteine für die Nukleinsäuren und Aminosäuren, die wichtigsten Grundbestandteile des Lebens.
Könnten in der Frühzeit der Erde vielleicht Kometen als Lebensspender gewirkt haben, indem sie diese chemischen Substanzen bei einem Einschlag oder während einer Passage der Erde durch einen Kometenschweif quasi „aussäten“? Wie plausibel ein solches Szenario ist, könnte die Raumsonde Rosetta herausfinden. In zehn Jahren wissen wir mehr…
Stand: 25.02.2004