März 1958: der älteste Weltraumschrott
Als das älteste Stück Weltraumschrott gilt der Satellit Vanguard I, der am 17. März 1958 von den USA als ihr zweiter Satellit überhaupt in die Umlaufbahn geschossen wird. Nach sechs Jahren Laufzeit wird er 1964 abgeschaltet und kreist seitdem als Schrott im All.
Juni 1965: das gefährlichste Kleidungsstück der Geschichte
Gemini-4-Astronaut Edward White verliert bei seinem ersten Außeneinsatz einen Handschuh seines Raumanzugs. Das mit 28.000 Kilometern pro Stunde durch das All rasende Objekt geht als „gefährlichstes Kleidungsstück der Geschichte“ in die Annalen der Raumfahrt ein. Nach einem Monat sinkt er in die Atmosphäre ab und verglüht.
Januar 1978: Trümmerpfad über Kanada
Der russische Radarsatellit Kosmos 954, ein nukleargetriebener Meeresbeobachtungssatellit, sinkt wegen einer nicht erfolgten Antriebsabtrennung immer weiter ab und stürzt schließlich ab. Ein Großteil verglüht in der Atmosphäre, doch zahlreiche radioaktive Trümmerteile verteilen sich auf einem 600 Kilometer langen Pfad quer über den Nordwesten Kanadas. In Übereinstimmung mit den völkerrechtlichen Haftungsregelungen stellt die kanadische Regierung der Sowjetunion für die Bergungsmaßnahmen der Trümmerteile Kosten von sechs Millionen Dollar in Rechnung.
Januar 1996: Shuttle muss ausweichen
Astronauten an Bord des Space Shuttle „Endeavor” entgehen nur knapp einer Kollision mit einem gut 150 Kilogramm schweren Satellit der US Air Force. Ein in letzter Minute ausgeführtes Ausweichenmanöver lässt die abgeschaltete Sonde in weniger als acht Kilometern Entfernung vorbeitrudeln.
Juni 1996: Trümmerreichste Explosion
Die Explosion der obersten Brennstufe einer amerikanischen Pegasus-Rakete galt bis 2007 als schlimmster Trümmerfall im Orbit. Das in 630 Kilometern Höhe zerplatzende Triebwerk erzeugte mehr als 300.000 Fragmente größer als vier Millimeter und rund 700 per Radar beobachtbare größere Trümmerteile. Ein Großteil von ihnen kreist bis heute im Orbit.
März 2006: Weltraumschrott zerstört Satelliten
Der Kontakt der russischen Bodenstation mit ihrem Kommunikationssatelliten Ekspress-AM11 bricht am 29. März 2006 abrupt ab. Wenig später stellt sich heraus, dass der Satellit mit einem Stück Weltraumschrott kollidierte und dadurch beschädigt und trudelnd aus seiner geostationären Umlaufbahn katapultiert wurde.
September 2006: Loch im Shuttle
Bei einer Überprüfung der oberen Hülle des Space Shuttle Atlantis entdecken NASA-Ingenieure ein knapp drei Millimeter großes Loch in einem Radiator an der Innenseite einer der Türen der Ladebucht. Hätte der das Loch verursachende Mikrometeorit oder das Weltraumschrott-Teilchen eine der Radiatorleitungen getroffen, hätte das Shuttle vorzeitig die Mission abbrechen und landen müssen.
Januar 2007: China schießt eigenen Satelliten ab
China testet eine Antisatellitenwaffe an dem abgeschalteten Wettersatelliten Feng Yun 1C. Der in rund 800 Kilometern Höhe auf einem polaren Orbit fliegende Satellit zerplatzt und erzeugt eine Trümmerwolke, die bis heute zu einer der folgenschwersten gehört. Zehntausende Trümmerteile über einem Zentimeter Größe und möglicherweise Millionen von kleineren verteilen sich im Lower Earth Orbit.
Februar 2007: Russisches Triebwerk explodiert
Die Oberstufe einer russischen Proton-Rakete explodiert über Australien. Knapp ein Jahr zuvor hatte eine Fehlfunktion dieses Triebwerks einen für den geostationären Orbit bestimmten Satelliten abstürzen lassen, die defekte Oberstufe war dabei jedoch selbst in einen stark elliptischen Orbit geraten. Die Explosion verteilt rund 1.100 Trümmerteile daher über nahezu alle Höhen des Erdorbits.
Februar 2008: Satellitenabschuss durch die USA
Das US-Militär schießt am 20. Februar 2008 einen ihrer eigenen, ausgemusterten Spionagesatelliten ab. Die in einem sehr niedrigen Orbit fliegende Sonde zerplatzt, ein Großteil der rund 350 per Radar verfolgbaren Trümmer verglüht in der Atmosphäre, einige jedoch dringen durch und hinterlassen eine Trümmerspur im Nordwesten Kanadas und der USA. (Simulation eines Satelliten-Abschusses).
November 2008: Astronautin verliert Werkzeugtasche
US-Astronautin Heide Stefanyshyn-Piper verliert während eines Außeneinsatzes an der Weltraumstation ISS ihre Werkzeugtasche. Die 13 Kilogramm schwere und rund 100.000 Dollar teure Tasche kreist seither im Lower Earth Orbit und wird von Amateurastronomen weltweit beobachtet und verfolgt. Die amerikanische Website spaceweather.con hat die Tasche sogar in ihren Satellitentracker aufgenommen.
Februar 2009: Erste Kollision zweier Satelliten im Orbit
Erste Kollision zweier kompletter Satelliten im Orbit: Knapp 800 Kilometer über dem Norden Sibiriens stoßen am 10. Februar 2009 der amerikanische Kommunikationssatellit “Iridium-33“ und der russische Satellit „Kosmos-2251“ zusammen (Video). Beide werden komplett zerstört und hinterlassen eine Trümmerwolke, die sich über den gesamten Lower Earth Orbit ausbreitet. Sie ist bis heute für einen signifikanten Anstieg des Kollisionsrisikos in der Umlaufbahn verantwortlich.
Mai 2010: Ausweichen vor dem „Zombiesatelliten“
Zum ersten Mal gerät ein aktiver Satellit in der geostationären Umlaufbahn außer Kontrolle: Der Intelsat -Kommunikationsatellit Galaxy 15 driftet ostwärts durch den Orbit und blockiert durch Interferenzen Übertragungen benachbarter Satelliten. Der TV-Satellit AMC-11 muss deshalb Ende Mai seine Position verlassen und ausweichen, weitere werden gestört. (Video) Intelsat hofft nun, dass Galaxy 15 irgendwann komplett aus dem Orbit ausschert und das Problem damit quasi von selbst behebt.
Nadja Podbregar
Stand: 03.09.2010